„Kein Deal, aber Putin hat gewonnen“, überschrieb der Kolumnist der auflagenstarken „Moskowski Komsomolez“, Michail Rostowski, seinen Leitartikel zum Gipfeltreffen in Alaska [externer Link]: „Im Vorfeld und in Alaska selbst hat Putin Zeit gewonnen und Punkte gesammelt. Er hat die These von der ‚Isolation Russlands‘ als lächerlich entlarvt. Putin hat gezeigt, dass die ‚transatlantische Einheit‘ unter Trump – zumindest im Hinblick auf die Ukraine – immer auf einem eher wackeligen Fundament stehen wird. Angesichts der Tatsache, dass man in den russischen Machtzentren davon ausgeht, dass die Dynamik an den Fronten für Moskau günstig ist, ist dies keine Kleinigkeit.“
Dagegen schrieb Politikwissenschaftler Wadim Samodurow deutlicher vorsichtiger [externer Link]: „Wer den Sieg davonträgt, wird sich später zeigen. Wir können nur hoffen, dass sich gesunder Menschenverstand und gesunder Pragmatismus durchsetzen.“ Eher skeptisch reagierte auch Kommentator Boris Meschujew: „Die Kriegspartei trinkt Champagner, sie hat das Recht dazu. Ob es uns gefällt oder nicht, es bleibt beim bisherigen Szenario: ein langwieriger Krieg mit einer allmählichen Schwächung Russlands.“
„Das ist nicht erfreulich“
Die Exil-Politologin Tatjana Stanowaja meinte [externer Link], Trump habe die von Putin vorgeschlagene Version einer Verständigung eindeutig nicht vollständig akzeptiert: „Das wichtigste Ergebnis ist, dass Trump überzeugt ist, dass Russland nicht besiegt werden kann. Das führt zur wichtigsten strategischen Schlussfolgerung des Treffens: Er wird die Ukraine niemals so umfassend unterstützen wie Europa, weil er schlicht nicht glaubt, dass die Ukraine einen Krieg gegen eine Atommacht gewinnen kann.“
Politologe Andrei Nikulin hielt Putins Strategie allerdings für wenig aussichtsreich [externer Link]: „Er provoziert in der Erwartung, die westlichen ‚Gegner‘ seien demoralisiert, uneinig und moralisch geschwächt. Deshalb sei es möglich, sie sofort, mit einem Schlag, zu besiegen, indem man den Einsatz regelmäßig erhöht, verdoppelt und die ‚Westler‘ vor schwierige Entscheidungen stellt. Wozu, wie Moskau höchstwahrscheinlich glaubt, die Europäer und Amerikaner nicht bereit sind. Das ist nicht erfreulich.“
„Was ist los mit ihm?“
Das Wachbleiben habe sich für die nächtliche Pressekonferenz nicht gelohnt, so der in London lehrende Politologe Wladimir Pastuchow [externer Link], der ironisch bemerkte, in einer Hinsicht habe ihn Putin allerdings überrascht: „Das ukrainische und das russische Volk sind nicht mehr ein und dasselbe, sondern unterschiedlich, wenn auch brüderlich miteinander verbunden (das muss man im Kopf behalten, um später nicht durcheinander zu kommen), und Putin hat seine Bereitschaft bekundet, über die Sicherheit der Ukraine nachzudenken (was ist los mit ihm?).“
„Läuft für Europa alles bestens“
Der kremlkritische Politologe Anatoli Nesmijan schrieb pessimistisch [externer Link]: „Ein Waffenstillstand würde so oder so gebrochen – von den Briten oder jemand anderem, ganz egal. Also entweder gleich Frieden schließen oder weiterkämpfen. Was im Grunde allen ganz recht ist. Je länger der Kampf in der Ukraine andauert, desto besser kann sich Europa auf einen eigenen Krieg vorbereiten, in der Hoffnung, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Konflikts mit der Erschöpfung der russischen Militärressourcen sinkt. In diesem Sinne läuft für Europa bislang alles bestens.“