Im Roman begegnen sich die beiden Frauen erstmals in Hannah Höchs Atelier. Ob sie nicht ein wenig zu klein sei für den Namen „Hannah Hoch“, will die Besucherin wissen. Hannah Höch erklärt ihr daraufhin, in einem Türrahmen lehnend, wie ihr Name ausgesprochen wird. „Ö wie Vermögen, aber mehr wie Mögen“, betont sie. Der Beginn einer intensiven, mehrjährigen Beziehung, zwischen Hannah Höch und der niederländischen Schriftstellerin Til Brugman. Ihre Liebe steht im Mittelpunkt von Miko Sophie Kühmels Roman.
Auf Augenhöhe mit den historischen Figuren
Höch zählte zu den wichtigsten Künstlerinnen der Weimarer Republik und der Moderne in Deutschland. Sie malte, zeichnete, collagierte und fühlte sich zeitweise der Dada-Bewegung zugehörig. Die Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel, wie Hannah Höch aus Gotha stammend, hat ihr nun ihren neuen Roman gewidmet. In „Hannah“ erzählt sie vom Leben der Künstlerin in den 20er und 30er Jahren.
„Ich hatte den Wunsch, dass man das liest und dabei zwischendurch eigentlich vergisst, dass das vor 100 Jahren war“, so Kühmel im Interview. „Ich glaube, dass darüber eine ganz andere Augenhöhe mit historischen Personen entsteht. Das war mir wichtig. Ihre Queerness zu erzählen, war für mich auch ein Thema. Weil historisch gesehen gerade lesbische Frauenpaare gerne absichtlich falsch gelesen wurden – als wirklich gute Freundinnen.“
Die Kunstgeschichte bleibt im Hintergrund
1926 lernten sich die beiden Künstlerinnen kennen. Hannah und Til lebten zusammen in Den Haag, später dann in Berlin. Mitte der 30er Jahre zerbrach ihre Beziehung. Und damit endet auch Miku Sophie Kühmels literarische Ergründung.
Künstler wie Kurt Schwitters und Raul Hausmann gehören zum Romanpersonal, ebenso die Angehörigen der niederländischen De-Stijl-Bewegung, mit denen Höch im Austausch war. Der Roman jedoch ist – das ist wunderbar – keine kunsthistorische Abhandlung. Die kreative Arbeit vollzieht sich im Hintergrund.
Es sei ihr wichtig gewesen, dass die Figuren ihre Erfindungen seien, sagt Miku Sophie Kühmel. Von „meine Hannah“ spricht sie etwa. „Und deswegen ist dem Buch auch eine Präambel vorangestellt, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt, um Fiktion.“