Natürlich ist das ein Coup: Die Pinakothek zeigt völlig neue Werke von Gerhard Richter. Geschaffen hat sie der hochbetagte Künstler in den letzten drei Jahren in der Abgeschiedenheit seines Ateliers. Neu sind sie aber nicht allein deswegen. Sie erinnern auch sonst an nichts Bekanntes.
Zwischen Urknall und Unterwasserwelten
Abstrakte Ausbrüche in Aquarellfarben oder Tinte, könnte man sie nennen. Der Kunsthandel würde von Mischtechniken sprechen, die jeweils wieder Unikate, einzigartige Kunstwerke ergeben.
„Er collagiert mit Zeichnungen“, sagt Michael Hering, der Leiter der Grafischen Sammlung in München. „Das heißt, er druckt Aquarelle oder Kohle-Akkumoulagen von Hell und Dunkel und dann arbeitet er weiter hinein.“
Die Aquarellfarben leuchten auf einigen dieser Richter-Arbeiten wie sonst nur bei Emil Nolde. Abstrakt wie die Bilder sind, erzeugen sie in den Köpfen der Betrachtenden Assoziationen vom Urknall oder von Unterwasserwelten.
Auf der Suche nach der perfekten Komposition
Aber man kann sich auch einfach von diesen Bildwelten begeistern lassen. Eine Deutung ist hier gar nicht nötig. Eigentlich geht es Richter ja immer nur um perfekte Bildkompositionen, die vor seinem kritischen Auge bestehen können.
81 neue Arbeiten fanden die Gnade des Künstlers, der sie selbst für die Ausstellung in München angeordnet hat. In seinem Atelier hat er sich zu diesem zweck ein Modell der Museumsräume nachbauen lassen. „Man muss sich Zeit nehmend dafür“, sagt Hering. „Das ist wie ein Gleiten durch Zeichenkunst, durch Zeichenkünste.“