Valery Fjodorow, Chef von Russlands staatseigenem Meinungsforschungsinstitut, versuchte seine Landsleute zu beruhigen: „Trump wird versuchen, uns Angst zu machen, den Druck auf uns zu erhöhen, uns auszutricksen – aber nicht auf seine eigenen Kosten, sondern auf Kosten von Satelliten wie Europa, Japan, Korea.“
Dagegen helfe nur Durchhaltevermögen, so Fjodorow: „Sie müssen stets Beharrlichkeit beweisen, das heißt, stillschweigend bei Ihrer Linie bleiben, Trump schmeicheln oder ihm zumindest nicht ausdrücklich widersprechen. Dann gelingt alles mit der Zeit – für alle, die warten können! Es ist wichtig, Reserven in der Hinterhand zu haben.“
Besonderen Trost haben die Russen ausweislich einer aktuellen Umfrage von WZIOM, dem staatseigenen Meinungsforschungsinstitut, aber gar nicht nötig. Demnach ist Trumps Amtsantritt 61 Prozent der Befragten egal, 45 Prozent erwarten für Russland dadurch keinerlei Veränderungen.
Stimmung in Russland: „Es herrscht Friedhofsruhe“
Warum die russischen Medien und Blogger sich gleichwohl intensiv an Trump abarbeiten, erklärt sich ein viel zitierter Kommentator aus Pskow so: „In Russland mangelt es derzeit an aktuellen Themen und interessanten Ereignissen. Im Allgemeinen an allem, was einer genaueren Betrachtung wert wäre. Es herrscht Friedhofsruhe, es gibt nicht mal was zu belächeln. Vieles ist verboten, laute Äußerungen sind gefährlich wie in der schlechten, alten Sowjetzeit, die ‚Wände haben Ohren‘. Das ist alles traurig.“
Offenbar nutzten manche Russen das Thema Trump, sich irgendwie abzureagieren, vermutet der Blogger, denn aktuell sei es ja nicht mal möglich, mangels Politik auf Fußball, Eishockey oder Biathlon auszuweichen: „Jeder durchschnittliche Psychoanalytiker wird Ihnen mit gutem Grund sagen: Wenn Sie sich so sehr für das Leben eines anderen interessieren, dann haben Sie ernsthafte Probleme mit Ihrem eigenen. Vielleicht existiert es einfach nicht.“