Der plötzliche Angriff, das Versagen der Geheimdienste, die Unterstützung durch die US-Amerikaner und die Frage der Strategie im Kampf gegen den Feind: Am 7. Oktober erinnerten sich viele Israelis an den Jom- Kippur-Krieg 50 Jahre zuvor. Damals war Golda Meir Israels Ministerpräsidentin, nach ihr ist das Kriegsdrama „Golda. Israels Eisene Lady“ benannt. Doch „Golda“ ist kein Film, der bewusst mit solchen historischen Parallelitäten arbeitet. Er entstand Monate vor dem brutalen terroristischen Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten und dem daraufhin beginnenden Krieg in Gaza.
Jom-Kippur-Krieg im Visier
Doch den Kino-Starttermin des Kriegsdramas „Golda“ hat der aktuelle Konflikt immer wieder beeinflusst. Er wurde mehrfach verschoben, zuletzt auch eine feierliche Preview des Films in Frankfurt. Man befürchtete pro-palästinensische Kundgebungen oder sogar Randale.
Klar wird auf eine ernüchternde Art und Weise: Im Nahost-Konflikt hat sich seit Jahrzehnten nicht viel verändert. Eine friedliche Lösung ist auch rund 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg, der am 6. Oktober 1973 begann, nicht in Sicht. Der Konflikt damals war nach nur 19 Tagen beendet, der aktuelle Kampf geht bald in den neunten Monat.
Untersuchungskommission zum Verhalten der Ministerpräsidentin
Golda Meir, die Kettenraucherin, zündet sich hinten im Auto eine Zigarette an. Dann, nach ein paar Zügen, wird ihr die Wagentür geöffnet. Sie schreitet durch eine protestierende Menge und betritt das Gebäude, in dem 1974 eine nationale Justiz-Kommission ihr Verhalten im Jom-Kippur-Krieg untersucht. Die Verhandlung bildet den Rahmen des Films.
Einen Tag vor Beginn des Krieges warnt sie ein Spion des Mossad, es braue sich etwas zusammen: Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten könnten Israel angreifen. Doch solche Voraussagen sind nichts Neues. Allein im Nachhinein betrachtet hätte die Ministerpräsidentin bereits am 5. Oktober die israelischen Truppen mobilisieren müssen. Am folgenden Tag sitzt sie mit Verteidigungsminister Moshe Dayan und hochrangigen Offizieren zusammen.
Kriegsfilm ohne Kriegsbilder
„Golda“ ist ein Kammerspiel, ein Kriegsfilm ohne Kriegsbilder. Was auf den Schlachtfeldern vor sich geht, wird durch Funksprüche und Besprechungen deutlich. Die israelische Ministerpräsidentin beugt sich über Landkarten, versucht, sich in die Taktik des Feindes hineinzudenken, stellt Fragen wie: Ist es ratsam, den Suez-Kanal zu überqueren und sich der ägyptischen Panzer-Offensive entgegenzustellen? Oder ist das eine Falle?