So manch ein hiesiger Künstler hat ein Raumproblem – zum Beispiel die von der Münchner „Platform“: Ihr Atelier steht vor dem Aus. 40 Kunstschaffende arbeiten dort in einem Gewerbehaus mit Ausstellungshalle, Ateliers und Büros. Aber die Finanzierung und damit Zukunft ihres Ateliers ist ungewiss. Denn die Landeshauptstadt München fördert diese Ateliers nur noch bis Ende 2025.
Nikolai Vogel ist einer von ihnen und warnt: „Erhaltet die Räume. Wenn die Räume nicht mehr da sind, sind die Künstler nicht mehr da. Und dann holt man das nicht mehr zurück.“
Hohe Mietkosten
Ab Januar sind die Künstler dann auf sich selbst gestellt. Sie könnten zwar Mieter bleiben, dann aber zu deutlich höheren Preisen. Es ist ein Konflikt, den es immer wieder im Freistaat gibt – in Augsburg genauso wie in Nürnberg.
Noch bis vor kurzem war Clemens Baumgärtner der Münchner Wirtschaftsreferent – und als solcher auch verantwortlich für den Etat der „Platform“. Nun kandidiert er für die CSU um das Amt des Oberbürgermeisters und hat dabei Kultur und Wirtschaft im Blick. Er betont, dass auch über die Einbeziehung von Sponsoren und der privaten Wirtschaft stärker nachdacht werden sollte: „Wenn man entsprechend mit den – meist sind es ja Immobilieneigentümern – auch spricht, erklärt und Verständnis dafür erweckt, was die Situation der Künstler und Künstlerinnen ist, dann wird es vielleicht nicht ein Zehnjahresvertag, aber eine Zwischennutzung, die zwei, drei, vier Jahre geht. In Büroräumen, die vielleicht anders gebraucht werden oder in Atelierräumen, die noch nicht weiter vermietet sind. Dann kann man oft schon Verständnis erzeugen.“
Privatwirtschaft als Lösung?
Katrin Dillkofer vom Berufsverband der Bildenden Künstler in Bayern zweifelt die Lösung durch die Privatwirtschaft allerdings an. Sie sieht die Schwierigkeiten in der Image-Pflege: „Also dass es so eine Marketing-wirksame Gegenleistung braucht und deswegen natürlich gerade Projekte aus der freien Szene nicht für jedes Unternehmen jetzt besonders attraktiv sind.“
Künstler Nikolai Vogel, der weiterhin um sein Atelier in München fürchten muss, appelliert an Städte, über eine Leerstandsverordnung nachzudenken. Das würde bedeuten, dass gesetzlich geregelt wäre, dass Gebäude über eine bestimmte Frist hinaus nicht weiter leer stehen dürfen. Vogel weist bis dahin auf die aktuell laufenden Ausgaben der Stadt hin: „München kann sich leisten, einen neuen Tenniscourt zu unterstützen, mit über acht Millionen eine Olympia-Bewerbung zu machen. Dann wird München doch auch ein bisschen Geld haben, um ein Atelierhaus zu erhalten.“
Die bisherigen Mietverträge in der Münchner „Platform“ laufen jedenfalls zum 31. Dezember 2025 aus. Wenn bis dahin nichts geschieht, sind die Räume von Vogel und den anderen Künstlern weg – allen Appellen zum Trotz.