Ein außergewöhnlicher Rennfahrer, der zum Mythos wurde. Leider muss man sagen, denn die Mythifizierung Ayrton Sennas ist in erster Linie mit seinem Tod auf der Rennstrecke verbunden. Wer heute an Senna denkt, der hat automatisch seinen tragischen, tödlichen Unfall in Imola 1994 im Kopf – und vielleicht Tränen in den Augen.
Auch die neue Netflix-Serie beginnt am Ende von Sennas Leben. Sie zeigt dabei aber direkt, wie sensibel und feinfühlig sie an das Thema herangeht. Der Unfall wird nicht etwa in einer langen Einstellung oder gar in Großaufnahme gezeigt, sondern angeschnitten im originalen Fernsehbild von damals aus der Perspektive der Fans. Die Serie kehrt dann ganz zum Anfang zurück, auf die Kartstrecke, zur Kindheit Sennas, der damals noch Ayrton da Silva, Spitzname „Beco“ hieß.
Charakterstudie statt Mythenaufguss
Schnell wird klar, dass das sechsstündige Biopic weniger dem Mythos auf den Grund gehen als zur Person Senna vordringen will. Das gelingt ihr. Einerseits wegen der herausragenden schauspielerischen Leistung des Brasilianers Gabriel Leone. Andererseits, weil die Serie den Rennfahrer, den Sport in den Mittelpunkt stellt. Nichts charakterisiert Senna besser als der Motorsport – für den er selbst seinen Namen auf den der Mutter ändert.
Mit 21 Jahren verlässt er die väterliche Fabrik und sein Heimatland, um in der Formel Ford seine professionelle Karriere zu beginnen. Sein Ausnahmetalent zeigt sich schnell, mit Siegen und Titeln empfiehlt er sich erst für die Formel 3, dann für die Formel 1. Auch wenn er als benachteiligter Südamerikaner hinter den Europäern vorerst nur beim Team Toleman unterkommt, das hinterherfährt.
Ein Leben am Limit
So zeigt die Serie authentisch und faktentreu, konventionell und größtenteils chronologisch erzählt, mit viel Liebe zum Detail und rasanten Cockpitszenen die sportlichen Meilensteine in Sennas Karriere: Sein Durchbruch im Regen von Monaco, sein erster Grand-Prix-Sieg ein Jahr später im Regen von Portugal, die Rivalität mit Teamkollege Alain Prost, den frenetisch umjubelten Heimsieg in Brasilien, schließlich drei Weltmeister-Titel, 65 Pole-Positions und 41 Grand-Prix-Siege.