Merkel als Rentnerin mit Tatendrang
Der Inhalt: Angela Merkel, gespielt von Schauspielerin Katharina Thalbach, ist nach 16 Jahren Politik mit ihrem Ehemann aufs Land gezogen, in die Uckermark. Dort führt sie ein beschauliches Leben, das ihr schnell zu langweilig wird. Ein rätselhafter Todesfall kommt wie gerufen, Merkel entdeckt ihre Leidenschaft fürs Detektivsein.
Die Reaktionen auf die erste Episode fallen in Italien gemischt aus: „Ich sitze hier und kann einfach nicht wegschauen, vielleicht ist es die Merkel, die mir sympathisch ist“, schreibt eine Italienerin auf „X“, und eine andere: „Die Merkel, wie sie sich mit ihrem Bodyguard unterm Bett versteckt. Ich liebe diese Serie und wünsche mir tausend Folgen.“ Das italienische Lifestylemagazin „MOW“ dagegen übt harte Kritik. Szenen, in denen Merkel hinter einen Baum zum Pipimachen geht oder das Geschäft ihres Hundes einsammelt, könne man als Racheakt an der Politikerin verstehen, urteilt die Autorin des Artikels: „Merkel war die starke Frau im Zentrum der EU. Hier fällt sie aber ab in die Lächerlichkeit.“ Und: „Sie hat die Macht repräsentiert. Jetzt ist sie Protagonistin in einem Trashfilm.“
Mordopfer mit Berlusconi-Zügen
Für große Aufmerksamkeit sorgt in Italien eine Anfangsszene, in der Merkel einem Mann in Ritterrüstung auf einem Pferd begegnet, sich kurz mit ihm unterhält und anschließend urteilt: „Er erinnert mich an einen bekannten italienischen Politiker.“ Es ist anhand der Mundbewegungen der Schauspielerin nicht schwer zu erraten, dass die Protagonistin im Deutschen Original das Wort „Berlusconi“ in den Mund nimmt, das die italienische Übersetzung galant vermeidet. Die Szene wird mehrfach auf „X“ geteilt. „Haha, wen hat sie damit nur gemeint“, schreiben die User. Und weil der Mann in der Rüstung später der Ermordete ist, hat ein italienischer Künstler scherzhaft das Titelbild der Serie neu gestaltet: Merkel, die ihre Detektiv-Lupe auf den grinsenden Berlusconi hält.
Erste Ausstrahlung erreicht vier Prozent Einschaltquote
Fakt ist, die erste Episode von „Miss Merkel“ hatte am Freitag in Italien eine Einschaltquote von gut vier Prozent und wurde von rund 600.000 Italienerinnen und Italienern geschaut. Damit übertraf die deutsche Serie die zeitgleich laufende Dokumentation über das Mailänder „Teatro alle Scala“, die nur knapp 380.000 Menschen schauten, aber sie unterlag deutlich dem US-Amerikanischen Thriller „Prey“ von Mukunda Michael Dewil, der die Eine-Million-Zuschauermarke knackte. Am 19. Juli läuft die zweite Episode der RTL-Produktion, dann wird sich noch deutlicher zeigen, wie groß die Begeisterung der Italiener für „Miss Merkel“ ist.