Der deutsche Objektkünstler und Maler Günther Uecker ist tot. Er ist am Dienstagabend mit 95 Jahren in Düsseldorf verstorben.
Für die Kunstwelt wird er immer der Mann mit dem Nagel bleiben – sein Markenzeichen. Dabei interessierte Uecker weniger der Gegenstand selbst, als viel mehr der Zwischenraum zwischen den eingeschlagenen Nägeln. Das Spiel von Licht und Schatten, die Veränderung in den Freiräumen. „Eigentlich sind das Pinsel, die in die Welt hineinmalen. Man guckt nur direkt auf die Borstenseite“, sagte er 2015 bei seiner Einzelausstellung im Düsseldorfer Museum K20.
Von der vernagelten Tür zu berühmten Nagelreliefs
In Mecklenburg-Vorpommern geboren, erlebte er als Jugendlicher das Kriegsende. Als die Sowjetarmee einmarschierte, nagelte er Fenster und Türen zu. Eine Erfahrung, die sein künstlerisches Handeln prägen sollte. Damals noch aus Angst. Später, in seinem Schaffen Anfang der 60er-Jahre, schlug er aus Protest gegen die Bürgerlichkeit Nägel in fast alles: Tische, Stühle, Plattenspieler, Klaviere, Nähmaschinen.
Für seine berühmten Nagelreliefs verbrachte er teilweise ununterbrochen mehrere Stunden bis hin zu Tage damit, die Nägel in den Bildträger zu treiben. Ein einsamer Prozess, der für ihn anders nicht möglich war, da er sich mit Publikum immer wie gelähmt fühlte.
Nagelbilder, Glas- und Lichtkunst
Zu seinen Werken gehören aber auch Gemälde. Uecker entwarf Bühnenbilder und wandte sich später auch der Glaskunst zu. Sein Interesse an beweglicher Lichtkunst brachte ihn 1961 zur Künstlergruppe ZERO, einer Avantgarde-Bewegung. Bis zu seinem Lebensende nahm er mehrmals an der Kasseler Documenta teil, vertrat Deutschland auf der Biennale in Venedig, erhielt sogar das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
Kunst als Aufruf und Therapie
Mit den Mitteln der Kunst wollte er den Dialog fördern, „der zum bewahrenden Handeln des Menschen aufruft“, wie er ergänzte. Gleichzeitig hatte seine Kunst für ihn selbst einen therapeutischen Effekt: „Wenn ich die Bilder nicht mache, dann werden sie mir zur Last oder drängen sich mir im umgekehrten Sinne auf, dass ich wahrscheinlich in eine psychische Not gerate. Durch ständiges Handeln arbeite ich Bilder hervor und ab von mir selbst.“
Noch im hohen Alter vollendete Günther Uecker sein letztes Werk: vier große, blaue Glasfenster für den Schweriner Dom, die letztes Jahr enthüllt wurden. Am Dienstagabend verstarb er mit 95 Jahren in seiner Wahlheimat Düsseldorf.