„Heute wurde in Wologda ein Denkmal für einen Mann aufgestellt, der in seinem Streben nach Macht und Territorien beschloss, einen schwachen, benachbarten, angeblich nicht existierenden Staat zu annektieren, der sich angeblich auf ‚unserem historischen Boden‘ befand'“, so der russische Politologe Andrei Nikulin [externer Link] über ein neues Standbild von Zar Iwan IV. (dem „Schrecklichen“, 1530 – 1584).
Das Gleichnis, das Nikulin wählte, spricht für sich: „Infolgedessen geriet der Zar in einen erbitterten Konflikt mit einem ganzen Block europäischer Länder, lehnte regelmäßig wohlgemeinte und großzügige Friedensangebote ab und brachte das Land mit seiner wahnwitzigen und paranoiden Politik an den Rand des Zusammenbruchs und der Auslöschung. Nur durch ein Wunder kam es nicht dazu. Sein Name war Iwan der Schreckliche. Sind wir dabei, das zu wiederholen?“
„Entschlossene Vorwärtsbewegung“
Die Statue war dem umstrittenen Gouverneur von Wologda, Georgi Filimonow, ein persönliches Anliegen. Er gehört zu den erklärten Bewunderern von Gewaltherrschern wie Stalin und soll auch sowjetische Geheimdienst-Schergen wie Lawrenti Beria (1899 – 1953) verehren. Mit dieser Leidenschaft irritierte Filimonow zahlreiche Landsleute. Er selbst bezeichnete das Denkmal als „orthodoxe Missionsarbeit“ [externer Link]: „Es ist ein Symbol der russischen Welt, das für eine dynamische, etwas strenge, aber entschlossene Vorwärtsbewegung steht. Ein mächtiger Held, ein Autokrat, ein Eroberer, der nicht nach rechts und links schaut, sondern vorwärts.“
„Unter Iwan IV. herrschte Harmonie“
Der Kolumnist des Wirtschaftsblatts „Kommersant“, Dmitri Drise schrieb sarkastisch [externer Link], die Region Wologda habe das „Glück“, als erste russische Region „in die Vergangenheit zurückkehren zu dürfen“ und sei insofern eine „Pilotregion“. Das Standbild sei zweifellos städtebaulich das russische „Kunstwerk des Jahrzehnts“: „Das bietet eine weitere Gelegenheit, uns von den ‚umstrittenen Nachrichten‘ abzulenken und uns einem neuen, ‚interessanten‘ Thema für die nationale Diskussion zuzuwenden. Unter Iwan IV. herrschte eine solche Harmonie, dass viele sie beneiden, genau wie die unter Genosse Stalin.“

