Klar ist es gewagt. Und irgendwie auch nicht. Wer den größten deutschen Kinoerfolg der letzten 25 Jahre gelandet hat und ein knappes Vierteljahrhundert später eine Fortsetzung auf die Leinwand bringt, weiß, was er tut. Erst recht, wenn er Michael „Bully“ Herbig heißt.
Das bayerische Allroundtalent ist ein Garant für massenkompatible Lachattacken. Dabei hat er 2001 nicht ansatzweise geahnt, wie gut „Der Schuh des Manitu“ beim Publikum ankommen würde. 12 Millionen Menschen haben die Western-Persiflage im Kino gesehen. Der Film ist Kult, die Sprüche eh: „Hast du was gegen meinen Reitstil? – Des is‘ doch koa Reitstil, des is‘ Tierquälerei! – A leck‘ mich doch am Arsch! – Ja, wie denn?!?“
Viele Filmzitate und Referenzen auf das Original
Auch wenn dieser streckenweise nicht gut gealterte Humor seit Jahren in der Kritik steht, es Diskussionen über kulturelle Aneignung und politische Korrektheit gibt: Die Basis für eine Fortsetzung könnte stabiler nicht sein. Und der Titel „Das Kanu des Manitu“ zeigt recht deutlich, wohin die Reise geht: Gesurft wird auf einer bairisch angehauchten Nostalgiewelle voller Filmzitate und Referenzen auf das Original. Altbekannte Helden reiten auf sorgsam ausgetretenen Pfaden durch die Prärie, es wird gejodelt, unvermittelt getanzt und gesungen und vor allem: geblödelt. „Mein Bruder. – Mein Bruder! – Kommt mir vor wie eine Ewigkeit. – Ja. Wann haben wir uns des letzte Mal gsehn? – Du, i glaub‘, des war am Montag. – Am Montag. Schau.“
Wie schon „Der Schuh des Manitu“ setzt auch „Das Kanu des Manitu“ auf das Prinzip Nummernrevue. Ein bisschen tiefer geht es diesmal aber doch: Neben dem Abfeuern eines nicht immer zündenden Gag-Feuerwerks geht es irgendwie auch um Liebe, Freundschaft, Familie und das Finden, Hegen und Pflegen der eigenen Wurzeln. Apachen-Häuptling Abahachi und sein Blutsbruder Ranger, wie schon im Original verkörpert von Bully Herbig und Christian Tramitz, werden mal wieder reingelegt. Relativ zackig stecken ihre Köpfe im wahrsten Sinne des Wortes in der Schlinge. Rettung naht in Form ihres griechischen Blutsbruders Dimitri, erneut gespielt von Rick Kavanian.
Der Erfolg ist vorprogrammiert
Wer die patente Dame an Dimis Seite ist, worum es sich bei dem ominösen Kanu aus dem Filmtitel handelt und warum eine wenig glorreiche siebenköpfige Gangsterbande unter weiblicher Führung hinter den dauerflüchtenden Helden her ist: All das klärt sich freilich. Ist aber für viele wohl weniger wichtig als die Frage, ob „Das Kanu des Manitu“ nun woke ist – schließlich gibt es jetzt Frauenrollen, die clever und smart sind und nicht mit weiblichen Reizen punkten müssen. Die Antwort lautet schlicht: nein. Diskussionen um Wörter, die nicht mehr verwendet werden dürfen, werden zwar thematisiert, dienen aber gleichzeitig als Witzvorlage. Auch Abahachis schwuler Zwillingsbruder Winnetouch tänzelt noch immer ganz in Rosa gekleidet und Cocktail-schlürfend über die Leinwand.
Immerhin: Es wird eine Erklärung dafür geliefert, warum sich Winnetouch so rasant wie elegant bewegt. Die ist zwar wie so vieles in diesem Film ein Klischee, über das sich lustig gemacht wird – aber so ganz generell sind die Lacher in „Das Kanu des Manitu“ zahm und nie wirklich böse gemeint. Man könnte auch sagen: ein wenig angestaubt.
Fans der ersten Stunde werden damit auf keinen Fall verschreckt. Und wenn die alle ins Kino strömen, ist der Erfolg ohnehin vorprogrammiert.