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WirtschaftsRundschau > Nachrichten > Kultur > „Sorgen um die Kinder“: Kreml will Dresscode für Russlands Stars
Kultur

„Sorgen um die Kinder“: Kreml will Dresscode für Russlands Stars

Uta Schröder
Von Uta Schröder
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10 min. Lesezeit
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„Wir müssen jetzt wohl alle Funktions-Unterwäsche tragen, da kann man nichts machen“, seufzte ein St. Petersburger Leser ironisch. Grund dafür: Russlands oberste Kulturpolitikerin Olga Ljubimowa, die früher als „Dokumentarfilmerin“ arbeitete, schloss sich dem Vorschlag einer kommunistischen Parlamentsabgeordneten an, einen Dresscode für russische Bühnenkünstler einzuführen. Vor allem bei Popkonzerten soll es künftig deutlich „biederer“ zugehen, und zwar je nach örtlicher Tradition. Das wurde allgemein so interpretiert, dass in islamisch geprägten Regionen Russlands, etwa Dagestan, strengere Richtlinien gelten sollen.

Inhaltsübersicht
„Nicht mal in Nordkorea“Show-Kleidung erinnerte Kritiker an „SM-Outfit“„Das wird den Besucherstrom beleben“„Glitzer auf Strumpfhosen“„System untergräbt sich selbst“„Enge Lederhöschen“ von PatriotenPutin: „Nicht nötig, im Gebüsch zu verstecken“„Am besten Bastschuhe“

„Nicht mal in Nordkorea“

Vor allem bei Veranstaltungen ohne Altersbeschränkung in öffentlichen Einrichtungen will Ljubimowa nach eigenen Worten die „Aufmerksamkeit erhöhen“ für die Garderobe der beteiligten Künstler: „Wir können die Bedenken hinsichtlich der künstlerischen Aktivitäten einzelner Medienpersönlichkeiten nachvollziehen, deren Aktivitäten sich an ein breites Publikum richten, die in den Medien große Resonanz finden und dadurch auch Reaktionen von besorgten Bürgern unseres Landes auslösen.“ Die jeweilige Kleidung sei ein wichtiger Bestandteil des „Images“ eines Darstellers.

„Die Versuchung ist groß, sich jetzt vorzustellen, dass nur noch Steppjacken, Westen, wallende Gewänder und purpurrote Reithosen erlaubt sind, aber das gibt es ja nicht mal in Nordkorea“, so Politologe Andrei Nikulin. Er vermutete, dass ein Dresscode auf große Zustimmung stoßen werde, einerseits wegen der „aktuellen politischen Atmosphäre“, andererseits, weil er für den Staat völlig kostenlos sei und drittens, weil viele ältere Fernsehzuschauer sich nach den hausbackenen sowjetischen Shows der Achtzigerjahre zurücksehnten.

Show-Kleidung erinnerte Kritiker an „SM-Outfit“

Unmittelbarer Anlass für den Unmut russischer „Anstandswächter“ war ein Auftritt der Popsängerin Olga Busowa am 1. Juni in der Stadt Ufa. Sie war nach Ansicht von Abgeordneten „halbnackt“ auf der Bühne erschienen, womit ein freizügiges schwarzes, mit Glassteinen besetztes Kleid gemeint war, das kritische Beobachter an Sado-Maso-Spiele erinnerte. „Da sich nicht alle russischen Künstler der Wirkungen ihres eigenen Verhaltens und ihrer Auftritte auf die breite Öffentlichkeit bewusst sind, bitte ich Sie, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, verbindliche Kleidervorschriften für Popkünstler bei öffentlichen Auftritten ohne Altersbeschränkung für Besucher einzuführen“, so die Kommunistin Irina Filatowa in einem Brief an die Kulturministerin, die prompt zustimmend reagierte.

„Das wird den Besucherstrom beleben“

In der auflagenstarken Zeitung „Moskowski Komsomolez“ spottete Autor Ilja Legostajew, offensichtlich habe das Kulturministerium sämtliche Probleme der staatlichen Theater gelöst und habe daher jetzt ausreichend Zeit, sich mit den Erscheinungsformen der kommerziellen Popmusik zu beschäftigen: „In gewisser Weise können wir uns für die örtlichen Beamten freuen. In ihren anständigen Regionen werden sie endlich in der Lage sein, sich auf wirkliche Staatsangelegenheiten zu konzentrieren, wenn sie daran gehen, die Länge der Röcke und die Tiefe der Ausschnitte der Gaststars zu messen.“

Sängerin Olga Busowa könne ihr beanstandetes Outfit demnächst als wichtiges Ausstellungsstück einem kulturhistorischen Museum spenden: „Das wird den Besucherstrom beleben.“ Insgesamt erinnere alles an eine Comedy-Serie oder auch Artikeln im sowjetischen Satire-Magazin „Krokodil“, das 2008 endgültig eingestellt wurde.

So aberwitzig die angebliche „moralische Katastrophe“ auch sei, sie könne für manchen Künstler verhängnisvolle Folgen haben: „Die Tournee-Branche, die bereits einem angeschossenen Reh ähnelt, könnte einer Reihe weiterer Drangsalierungen ausgesetzt sein, und es wird ein neues Instrument geschaffen, um erwünschte Künstler zu unerwünschten zu erklären. Eine unangemessene Bühnenausstattung ist die schlichteste und populistischste Begründung für eine Absage.“

„Glitzer auf Strumpfhosen“

Der Moskauer Blogger Juri Dolguruky (71.000 Fans) schrieb: „Versuche, die Länge der Röcke und den Schnitt der Hosen russischer Künstler zu regeln, erinnern mich immer an Debatten darüber, welche Klebebandfarbe zum Abdecken eines Risses in einer tragenden Wand verwendet werden sollte. Es ist interessant, aber völlig nutzlos und wird Sie nicht vor dem Einsturz des Gebäudes bewahren.“ Für russische Künstler gelte wie für alle anderen auch, dass Form und Inhalt zusammenpassen müssten. So könne er sich keinesfalls vorstellen, dass „patriotische“ Sänger im Tanga auftreten. Im Übrigen brächten regional abgestufte Regeln gar nichts, weil Konzertmitschnitte im Netz allgegenwärtig seien.

„Mich erinnern solche Initiativen an ein Herumtapsen in einem dunklen Raum auf der Suche nach einer Türklinke. Wir versuchen hier zu fummeln – da ist eine Mauer, dort ist auch eine. Und es ist klar, dass man Kraft aufwenden muss, aber der richtige Angelpunkt lässt sich nicht finden“, so Dolguruky. Jetzt damit anzufangen, den „Glitzer auf Strumpfhosen“ in Augenschein zu nehmen, sei der falsche Weg: „Ich verstehe natürlich, dass einige derjenigen, die im Kulturministerium Entscheidungen treffen, noch der Zeit nachhängen, als [sowjetische Volkskünstler wie] Iossif Kobson (1937 – 2018) und Lew Leschtschenko (geboren 1942) berühmt waren, aber deren Auftreten entspricht bei allem Respekt vor ihnen nicht mehr sonderlich unserer Gegenwart.“

„System untergräbt sich selbst“

Der russische Politologe Georgi Bovt meinte skeptisch: „Je mehr förmliche Gesetze im Bereich Moral und Ethik verabschiedet werden, desto mehr untergräbt sich das System selbst. Je weniger solche Gesetze, deren Befürworter absurde Ziele verfolgen, und je freier die Gesellschaft Fragen der Moral und Ethik selbst regeln kann, desto stärker ist sowohl diese Gesellschaft als auch das System insgesamt.“

Der russisch-orthodoxe Priester Pawel Ostrowski (191.000 Follower) schimpfte, ein Dresscode werde irgendwann in einem islamischen „Kalifat“ enden. Statt Menschen für „ein paar Kommentare“ ins Gefängnis zu stecken, solle sich der Kreml lieber mit „echten Bedrohungen“ des Staates befassen: „Wenn jemand denkt, dass ich übertreibe, dann hat niemand die Worte des Mufti von Dagestan bemerkt, der vor ein paar Tagen sagte: ‚Wenn du willst, dass deine Frau nicht gesehen wird, dann lass sie zu Hause.'“ In Dagestan sei dieser Mufti „mittlerweile der Urquell jeder Art von Autorität“.

„Enge Lederhöschen“ von Patrioten

Kolumnist Dmitri Drise vom Wirtschaftsblatt „Kommersant“ erinnerte daran, dass es schon in der kommunistischen Jugendorganisation Aufpasser gab, die Rock- und Haarlängen überprüften: „Wie sich schnell herausstellte, vergeblich. Wir haben den Kampf um Sitte und Moral verloren. Warum sollten wir nach 60 Jahren damit erneut anfangen?“

Mutige Blogger bemerkten sarkastisch, dass die „engen Lederhöschen“ von Sängern patriotischer Lieder offenbar niemanden störten. Stirnbänder blieben demnach wohl erlaubt. Andere verwiesen darauf, dass gerade darüber diskutiert werde, die Vollverschleierung in islamischen Regionen Russlands zu verbieten, gleichzeitig würden Künstler gedrängt, sich mehr zu verhüllen.

Putin: „Nicht nötig, im Gebüsch zu verstecken“

Putin selbst ließ sich im Urlaub bekanntlich gern mit freiem Oberkörper fotografieren und sagte auf eine entsprechende Interview-Frage 2018: „Wenn ich mich entspanne, halte ich es nicht für nötig, mich im Gebüsch zu verstecken, daran sehe ich auch nichts Verwerfliches.“

Eine in Russland viel diskutierte „Nacktparty“ im vergangenen Dezember hatte der Präsident allerdings kritisiert: Soldaten im Schützengraben und Menschen, die „ohne Hose auf Partys herumspringen“ hätten ganz offenbar unterschiedliche Prioritäten. Putin und seine Getreuen werden nicht müde, „traditionelle Familienwerte“ zu propagieren, und zwar so beharrlich, dass mancher russische Beobachter schon forderte, diese müssten gesetzlich definiert werden.

„Am besten Bastschuhe“

Dass die Lektüre russischer Leserforen zu dem Thema höchst amüsant ist, versteht sich von selbst, etwa bei der St. Petersburger Zeitung „Fontanka“: „Wir müssen die gesamte Bevölkerung dazu bringen, im Nachthemd zu schlafen.“ Die Realität hole die Satire ein, wie sie etwa im spätsozialistischen Film „Assa“ von Sergei Solowjow gezeigt werde: Dort will ein Künstler auf die Bühne und muss erst mal einen „Formularkrieg“ gewinnen, in dem es um allerlei so fiktive wie absurde Mindestanforderungen geht. Sex dürfe in Russland nur noch im Dunkeln stattfinden, unter der Decke, forderte jemand und ergänzte, auch alle Wassersportarten und Sonnenbaden müssten verboten werden.

„Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf“, seufzte ein Kommentator. Andere empfahlen Sängern, nur noch Bastschuhe zu tragen und darauf zu achten, das ihr Outfit auch „nach Pferdestall“ rieche. Vermutlich werde es demnächst wieder eine Art „Kuppeleiparagraf“ geben, wonach Mann und Frau nur noch mit einer griffbereiten Heiratsurkunde ein Hotel-Doppelzimmer buchen könnten.

Womöglich solle der Kreml überhaupt einen ganz anderen Weg einschlagen, so eine Reaktion: „Besonders das [viel kritisierte] Kostüm von Frau Busowa hat mir gut gefallen. Meine Gefühle waren nicht beleidigt, ganz im Gegenteil, ich hatte auf der Stelle den großen Wunsch, die demografische Situation im Land gemäß den Anweisungen unseres Präsidenten zu verbessern.“

 

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Von Uta Schröder
Uta Schröder ist eine versierte Kulturjournalistin und leitet das Ressort Kultur der WirtschaftsRundschau. Mit ihrem umfassenden Wissen und ihrer Leidenschaft für Kunst und Kultur bietet sie tiefgehende Analysen und spannende Einblicke in die kulturelle Landschaft.
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