„Ich habe ja alles gemacht, was ich machen wollte“, sagte Caterina Valente im Alter von 88 Jahren in ihrem letzten Interview. Damit hatte sie zweifellos recht und konnte somit auf ein wahrhaft erfülltes Künstlerinnen-Leben zurückblicken. Sie hatte in neun Sprachen gesungen, darunter Japanisch, hatte jahrzehntelang die Welt bereist, prächtige Anwesen in Kalifornien und der Schweiz, Fernsehshows zu Quotenhits gemacht und sich als unfassbar vielseitig erwiesen. Im Jazz war sie ebenso stilsicher wie im Schlager, im Bossa Nova, im Chanson, im Musical und in der Filmkomödie. Ein Duett mit Dean Martin stemmte sie ebenso professionell wie Auftritte mit Jazz-Legende Chet Baker.
Im Deutschland der fünfziger Jahre begeisterte sie das Publikum mit ihrer Weltläufigkeit: Man sehnte sich damals nach einer Künstlerin, die den „Club Honolulu“ ebenso authentisch besingen konnte wie das „Traumboot der Liebe“ und natürlich Paris, eine Stadt, die von der Liebe träumt, wie ihr erster ganz großer Hit 1954 dokumentierte. Ähnlich wie Freddy Quinn bediente Caterina Valente die westdeutschen Sehnsüchte nach Ferne, Freiheit, Exotik. Das Besondere daran und ihr bleibendes Verdienst: Sie lebte diese Wunschvorstellung vieler Menschen nach einer polyglotten Karriere mit weltweiter Anerkennung. Das alles war bei ihr keine Fiktion, es war ihr glamouröser Alltag.
Dem Fernsehen über Jahrzehnte verbunden
Welche Künstlerin konnte damals von sich behaupten, in hundert US-Fernsehshows aufgetreten zu sein und von Skandinavien bis Südamerika so ziemlich in allen Winkeln der Welt erfolgreiche Tourneen bestritten zu haben?
Valente war Anfang 1931 in Paris als Tochter eines italienischen Ehepaars zur Welt gekommen, sie hatte die italienische und die französische Staatsbürgerschaft. Mit fünf Jahren stand Caterina Valente erstmals auf einer Bühne, im Friedrichsbau in Stuttgart. Ein Auftritt bei Radio Zürich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg machte sie schlagartig populär. Mit dem Tanzorchester Kurt Edelhagen ging sie auf Reisen, scheute sich nicht vor Varieté und Zirkus. Ihre TV-Show „Bonsoir, Kathrin“ (1957 – 1964) begeisterte hierzulande die damals noch wenigen Fernsehgeräte-Besitzer, gleichzeitig hatte sie Personality-Auftritte in Italien und vielen weiteren Ländern. Dem Fernsehen blieb sie bis in die 1980er Jahre verbunden.
„Heute bin ich lieber Beobachterin“
Die Filmtitel waren in den Fünfzigern ähnlich exotisch und schillernd wie die Schlager: „Mannequins in Rio“, „Ball im Savoy“, „Casino de Paris“ oder auch: „Und abends in die Scala“. Die Valente brillierte als Grand Dame, als Komödiantin, immer gut gelaunt, beschwingt, niemals peinlich.
Sie hatte sich bereits vor vielen Jahren nahezu vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Über ihren Alltag sagte sie zuletzt, er wirke „chaotischer“ als früher und insgesamt werde das Leben „langsamer“: „Ich lese viel und seit ich mein Kindle-Tablet habe, ist es eine wahre Freude. Das Showbiz ist heute ganz anders und das ist auch richtig so. Heute bin ich lieber Beobachterin als Darstellerin.“
Auf ihren Wunsch hin habe ihre Beerdigung bereits in strikter Privatsphäre stattgefunden, teilte ihre Agentur mit. Es werde keine weiteren Zeremonien und Gedenkfeiern geben. Sie starb in ihrem Haus im schweizerischen Lugano im Alter von 93 Jahren, zwei Söhne standen ihr zur Seite.
Mit Informationen von AFP und dpa