Das Graffiti, das einen Richter in bedrohlicher Pose über einem liegenden Demonstranten zeigt, war plötzlich am Queen’s Building, einem Gebäude des Justizzentrums, aufgetaucht – wo eigentlich strenge Sicherheitsvorkehrungen gelten. Der britische Künstler Banksy postete das Werk anschließend auf seinem Instagram-Profil.
Das Wandgemälde entstand kurz nach einer Demonstration gegen das Verbot der radikalen pro-palästinensischen Gruppe „Palestine Action“ durch die britische Regierung. Bei den Massenprotesten in London nahm die Polizei 890 Menschen fest. Banksy, dessen Identität weltweit Spekulationen hervorruft, beschriftete die Bilder seines Werkes auf Instagram mit: „Royal Courts Of Justice. London.“ Der abgebildete Richter scheint auf den Demonstranten, der ein anscheinend blutiges Schild in der Hand hält, einzuschlagen.
Aktivisten: Werk verdeutlicht „Brutalität, die durch Verbot ausgelöst wurde“
Das Bild nimmt nicht ausdrücklich Bezug auf ein bestimmtes Ereignis, dennoch sahen Aktivisten darin einen Hinweis auf das Verbot der Gruppe „Palestine Action“ durch die britische Regierung: Die Organisation „Defend Our Juries“, die die wöchentlichen Solidaritätsproteste organisiert, teilte mit, das Banksy-Werk verdeutliche „die Brutalität, die durch das Regierungsverbot ausgelöst wurde“.
Menschen würden festgenommen, weil sie Schilder mit den Worten „Ich bin gegen Völkermord. Ich unterstützte Palestine Action“ hochhielten. „Wenn das Gesetz als Werkzeug zur Zerstörung von Bürgerrechten benutzt wird, löscht das den Widerspruch nicht aus, sondern stärkt ihn“, erklärte die Organisation weiter. Aber Rechte reklamieren das Wandbild ebenfalls für sich, denn auch sie fühlen sich in ihrer Meinungsfreiheit beschränkt.
„Palestine Action“ als terroristische Vereinigung eingestuft
Eine Londoner Polizeisprecherin hatte zu den Festnahmen erklärt, bei Menschen, die „öffentlich bekanntgeben, dass sie eine Straftat planen“, habe die Polizei „keine andere Wahl, als entsprechend zu handeln“. Die Regierung hatte „Palestine Action“ auf Grundlage eines Anti-Terror-Gesetzes aus dem Jahr 2000 Anfang Juli als terroristische Vereinigung eingestuft und verboten.
Erst verdeckt und abgesperrt, jetzt entfernt
Das Graffiti wurde kurz nach der Entdeckung mit schwarzen Plastikplanen und Metallwänden abgedeckt, die Absperrung von Sicherheitsleuten bewacht. Es sei ein denkmalgeschütztes Gebäude, begründete ein Sprecher der zuständigen Behörde die Maßnahmen. Man sei darum verpflichtet, den ursprünglichen Charakter zu bewahren. Nun sind auf Tik Tok Videos zu sehen, in denen ein Arbeiter versucht, das Bild vorsichtig zu entfernen.
Banksys Werke kommentieren häufig politische und gesellschaftliche Themen, viele seiner Arbeiten kritisieren dabei die Regierungspolitik in Bezug auf Migration und Krieg.
Mit Material von dpa und AFP