„Mehr Kapital für Start-ups“, „mutigere Investitionen“, „weniger Bürokratie“ – wer die Bits & Pretzels-Konferenz in München besucht, hört vieles, was er schon aus den Vorjahren kennt. Doch manches hat sich auch verändert.
Der Druck ist spürbar gewachsen. Wirtschaftsflaute, Krieg in Europa – und die USA als Partner plötzlich unberechenbar. In dieser Situation sucht die Gründerszene auf der Bits & Pretzels nach Antworten. Rund 7.500 Gründer, Investoren und Unternehmer sind diese Woche in München. Ihre These: Start-ups könnten Teil der Lösung sein.
„Das Geschäftsmodell Europa, Deutschland ist infrage gestellt“, sagt Bernd Storm van’s Gravesande, Mitgründer der Bits & Pretzels, im Gespräch mit BR24. „Das Bewusstsein, dass wir uns verändern müssen, ist deutlich spürbarer heute als es noch vor ein paar Jahren war, egal ob in der Automobilindustrie oder bei anderen etablierten Unternehmen.“ Und tatsächlich: Nach Jahren des Redens könnte sich tatsächlich einmal etwas tun.
Souveränität statt Glamour
Dazu gehören die kleinen Storys im Hintergrund: Andreas Bruckschlögl, der die Konferenz vor über zehn Jahren mitgegründet hat, verweist auf einen Beschluss Bayerns im Sommer, dass Stiftungen einen kleinen Teil ihres Vermögens zukünftig auch in Start-up-Fonds investieren dürfen. „Das ist ein Riesending, was übrigens fast niemand mitbekommen hat.“
Und gleichzeitig wird dieses Geld mehr gebraucht als je zuvor: „Es geht gerade nur noch um Souveränität“, sagt Bernd Storm van’s Gravesande. „Was bedeutet das eigentlich, abhängig zu sein, jetzt plötzlich auch von den USA?“ Hier ist Technologie nicht mehr nur Spaß- oder Verbraucherthema. Es geht auch um Verteidigung, Infrastruktur, Sicherheit.
Auch deshalb verzichtet die Bits & Pretzels seit letztem Jahr auf einen prominenten Gast-Redner auf der Bühne. In vergangenen Jahren war noch Arnold Schwarzenegger da. Barack Obama auch. Doch die Veranstalter haben sich bewusst dagegen entschieden. „Wir haben gesagt, jetzt ist nicht die Zeit. Das ist eine ernsthafte Zeit“, erklärt der Mitbegründer der Konferenz. Statt Glamour setzt die Konferenz auf „Businessrelevanz“ – und auf Europa statt Hollywood.