Dass Technologie längst zur Verhandlungsmasse geworden ist, zeigte sich bereits im Ukraine-Krieg. Starlink-Satelliten wurden Teil von Verhandlungen über seltene Erden. Beobachter befürchten: Wenn künftig Zollverhandlungen oder andere Streitpunkte zwischen Europa und den USA anstehen, könnte der europäische Zugang zu KI-Diensten und Cloud-Infrastruktur plötzlich auf dem Verhandlungstisch landen.
Ausweg aus der Abhängigkeit
Europa hat die Warnzeichen erkannt. Aktuell läuft die Bewerbungsphase für fünf große KI-Gigafabriken, die europäische Alternativen zu den US-Rechenzentren schaffen sollen. Auch deutsche Standorte sind im Rennen. Amazon kündigt verstärkt europäische Server an – auch als Reaktion auf wachsende Sicherheitsbedenken ihrer Kunden.
Doch der Aufbau europäischer Alternativen braucht Zeit. Bis dahin müssen Unternehmen und Politik strategisch denken – und kreative Wege finden, ihre Verwundbarkeit gegenüber US-Technologie zu minimieren.
Modulare Lösungen statt Monopole
Für Unternehmen gibt es praktische Wege aus der Abhängigkeitsfalle. Statt alles auf einen Anbieter zu setzen, empfehlen Experten modulare Ansätze: Verschiedene KI-Modelle kombinieren, Open-Source-Lösungen für sensible Daten nutzen, lokale Infrastrukturen aufbauen. Anders als Facebook oder Google lassen sich KI-Modelle relativ einfach austauschen.
Die aktuelle Deutlichkeit amerikanischer Tech-Politiker könnte paradoxerweise Europas Rettung sein. Wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen, wird die Dringlichkeit eigener Lösungen sichtbar. Der Zug ist noch nicht abgefahren – aber er fährt bald ab.