Die erste Denkmaschine der Welt
Schließlich kommt Llull zu einer revolutionären Erkenntnis: Missionare als Menschen haben viele Nachteile – sie brauchen Essen, Schlaf und skalieren schlecht, wie man heute im Silicon Valley sagen würde. Also entwickelt er etwas völlig Neues: Ein mechanisches Denksystem aus mehreren, sich drehenden Scheiben mit aufgedruckten Begriffen wie „Güte“, „Größe“ oder „Ewigkeit“. Durch Drehen der Scheiben sollen damit automatisch theologische Streitfragen gelöst werden können.
Von der Drehscheibe zum Computer
Was zunächst bizarr klingt, war in Wahrheit wegweisend: Llull entwickelte damit ein frühes Beispiel für einen Algorithmus – also eine mechanische Abfolge von Schritten, um zu einer Lösung zu kommen. Sein System inspirierte später den Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz bei der Entwicklung des binären Zahlensystems, das heute die Grundlage moderner Computer bildet.
Das Erbe des Mönchs
Ob Ramon Llull geahnt hat, dass seine Erfindung einmal die Grundlage für Smartphones und Künstliche Intelligenz legen würde? Der Mönch starb 1316 auf der Rückreise von einer seiner Missionen. Sein Denksystem konnte zwar keine theologischen Streitfragen lösen – doch seine Idee, menschliches Denken zu mechanisieren, wirkt bis heute nach. Nicht schlecht für einen ehemaligen Playboy von Mallorca.