Mehr als jeder dritte Deutsche hat ein Paypal-Konto. Bezahlen geht hier extrem unkompliziert und schnell. Wer einem anderen Paypal-Kunden direkt Geld überweisen möchte, kann das, wenn er dessen Kunden-Mailadresse weiß: Das Geld kommt in Sekundenschnelle an.
Nur hat der Konzern anscheinend ein Sicherheitsproblem. Ein guter Teil der Kunden-Mailadressen nebst Passwörtern wurden jüngst von Kriminellen im Darknet zum Kauf angeboten: nämlich 15 Millionen. Ob der Datensatz Kriminellen wirklich Zugang zu Paypal-Konten verschaffen konnte, ist zwar unklar. Möglicherweise hat ein Teil dieser Daten aber zu dem jetzt neu aufgetretenen Problem geführt.
Extrem hohe Geldbeträge lösen Alarm aus
Wie zunächst die Süddeutsche Zeitung berichtete, wurden in den vergangenen Tagen von Paypal massenweise verdächtige Zahlungsanweisungen an die Banken weitergereicht. Jemand könnte also Mailadressen von Paypal-Kunden im großen Stil abgefischt haben, um diese für Zahlungsforderungen zu verwenden. Dabei handelte es sich nach BR24-Informationen um Beträge über mehrere Tausend bis zu Hunderttausend Euro. Vor allem die hohen Beträge ließen in den Banken die Alarmglocken schrillen.
Normalerweise müssten solche Aufträge auch bei Paypal auffallen. Dort ist das Sicherheitssystem nach SZ-Informationen aber ausgefallen. Mehrere deutsche Banken haben sämtliche Paypal-Zahlungen deshalb zeitweise auf Eis gelegt. Folge: Händler bekommen auf diesem Weg nicht mehr ihr Geld. Ein Großteil des deutschen Onlinehandels läuft über Paypal.
Insgesamt zehn Milliarden Euro blockiert
Offenbar handelt es sich hier um kein kleines Problem, sondern um einen Angriff mit sehr großer Dimension. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband spricht von Vorfällen mit „erhebliche(n) Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr in ganz Europa und insbesondere auch in Deutschland“. Laut SZ waren insgesamt Zahlungen von rund zehn Milliarden Euro blockiert.
Die Banken und Sparkassen haben auf die Unregelmäßigkeiten jeweils in Eigenregie reagiert. „Diese Reaktion war abhängig vom jeweiligen Institut und von der jeweiligen Zahlung“, teilt der Bundesverband deutscher Banken mit.
Wie wird der Rückstau abgearbeitet?
Viele Buchungen müssen nun von Mitarbeitern einzeln überprüft werden. Wie genau das abläuft, ob das die Aufgabe von Paypal ist, oder ob die Banken alles abarbeiten müssen und wie lange das alles dauert, dazu gibt es momentan keine verlässlichen Angaben. Der Zahlungsverkehr zwischen den Banken und Paypal läuft laut Sparkassenverband inzwischen wieder.
Paypal schiebt de facto Kunden die Schuld zu
Kunden erhielten in den vergangenen Tagen von Paypal teils verwirrende Nachrichten – in denen es heißt, das Bankkonto des Klienten sei nicht gedeckt und man werde den Betrag nun erneut versuchen einzuziehen. Ein Hinweis, dass eine Zahlung möglicherweise deshalb nicht funktioniert, weil das Unternehmen selbst Probleme hat, fehlt. Stattdessen suggeriert die Standardnachricht, dass der Kunde das Problem verursacht habe. Deshalb wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr in Aussicht gestellt.