Nicht alles ist Gold, was glänzt: die Verlierer
Aber längst nicht alle DAX-Unternehmen stehen derzeit so gut da. Bei einem differenzierten Blick fällt zunächst der Autobauer VW auf. Der Konzern hat den von ihm im Jahr 2015 ausgelösten Dieselskandal noch nicht überwunden. Seit damals hat sich der Börsenkurs mehr als halbiert – auf unter 120 Euro. Dahinter stecken zum einen die juristischen Nachwehen des Skandals. Aber auch die Fokussierung auf die E-Autostrategie wird an den Börsen offenbar nicht honoriert. BMW und Mercedes hingegen geben sich „Technik-offen“: Ihre Kurse liegen knapp unter Rekordniveau.
Auch der Pharma-Konzern Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto in den USA tausende Schadenersatzklagen wegen des krebserregenden Unkrautvernichters Glyposat eingehandelt. Ein Ende der Verfahren ist nicht in Sicht: Deshalb ist der Pharma- und Chemiekonzern eine der großen Enttäuschungen im DAX. Gleiches gilt für die Ex-Siemens-Tochter „Siemens Energy“, die wegen massiver Qualitätsprobleme der spanischen Windkraft-Tochter „Gamesa“ Verluste in Milliardenhöhe erlitten hat.
Warum gehen die Börsen überhaupt weltweit auf Rekordkurs?
Die treibenden Kräfte für die Börsenzuwächse sind weiterhin die großen Notenbanken in den USA und in der Eurozone. Ihre extreme Niedrigzinspolitik hat schon in den Zehnerjahren die Börsen auf neue Rekorde getrieben. Ihre radikale Zinswende seit 2021 hat zwar die Aktienmärkte phasenweise unter erheblichen Druck gesetzt, aber den Aufwärtstrend nicht nachhaltig gebrochen.
Noch immer ist im europäischen Bankensystem viel Geld unterwegs, das nicht nur in die Wirtschaft, sondern auch in die Märkte fließt. Im Euroraum sind es nach Angaben der EZB noch 3,5 Billionen Euro, die aber in den kommenden Jahren deutlich weniger werden sollen. Die US-Notenbank und die EZB haben es geschafft, die ausufernde Inflation wieder einzufangen. Deshalb wird an den Märkten schon wieder auf Zinssenkungen spekuliert. Vermutlich ab Juni könnte es die ersten Zinsschritte nach unten geben. All das stimmt die Unternehmen zuversichtlich.
Und welches Gold glänzt nun wirklich?
Gold hat den Ruf, in Krisenzeiten ein sicherer Fluchthafen zu sein. Tatsächlich ist die Nachfrage seit Ausbruch der Corona-Krise 2020 gestiegen, auch wenn der Kurs immer wieder deutliche Einbrüche zu verzeichnen hat. Aktuell liegt der Preis für die Feinunze Gold mit 2.160 Dollar auf Rekordkurs. Ein Grund ist sicher auch das wachsende Interesse von Notenbanken am Gold als Sicherheit.
Nach Angaben des „World Gold Councils“ haben in den vergangenen Jahren vor allem die Zentralbanken in China, Polen, Singapur, Libyen, Tschechien und Indien Gold gekauft – rund 1.037 Tonnen im Jahr 2023. Für viele Kleinanleger ist es normal, zumindest einen Teil ihres Geldes in Gold anzulegen, entweder als physisches Gold oder eher indirekt durch eine wachsende Anzahl an Fonds, Zertifikaten oder ETFs. Die Kursschwankungen zeigen: Gold hat seine Risiken, zumal es keine jährliche Verzinsung abwirft.
Und der Bitcoin?
Der Bitcoin ist eine Anlageform, die erst in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Für die EZB ist die Kryptowährung keine Währung, sondern ein „Spekulationsobjekt“. Immer wieder haben Spekulationswellen den Bitcoin nach oben getrieben, oft gefolgt von deutlichen Rückschlägen. Ein Investment hier ist nichts für Anleger mit schwachen Nerven.
Ein Grund für die aktuelle Hausse auf Rekorde um 72.000 Dollar ist das Mitte April anstehende „Halving“, das ungefähr alle vier Jahre stattfindet. Vereinfacht gesagt, verringert es das Angebot an neuen Bitcoins, die durch das „Mining“ auf den Markt kommen. Grundsätzlich ist die Anzahl auf 21 Millionen begrenzt. 2141 dürfte der letzte Bitcoin „geschürft“ werden. Das heißt, der Bitcoin ist ein knappes Gut und gewinnt natürlich an Wert, wenn die Nachfrage steigt.
Die Kryptowährung zu kaufen, ist heute kein großes Problem mehr. In den vergangenen Jahren sind eigene Börsen gegründet worden. Über Internetplattformen und Apps können Kryptowährungen via Smartphone rund um die Uhr gehandelt werden. Große Vermögensverwalter legen für Interessierte Fonds und ETFs auf. Das hat natürlich die Nachfrage auf das „knappe Gut“ gesteigert.
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