Es war ein spektakuläres Bild, als im März erstmals eine Rakete von Isar Aerospace in Nordnorwegen zu einem Testflug abhob. Zwar explodierte sie knapp 30 Sekunden nach dem Start, doch das sei erwartbar und normal gewesen, heißt es in der Branche. Der Hersteller aus Ottobrunn habe auch dadurch wertvolle Erkenntnisse für die Perfektionierung seiner Rakete und für den nächsten Start gewonnen, der möglichst noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll.
ESA beauftragt erstmals privat organisierten Raketenstart
Für die Zeit danach und damit den Serienbetrieb konnte Isar Aerospace nun einen wichtigen Erfolg melden. Die europäische Raumfahrtbehörde hat die Firma für die kommenden Jahre für zwei Raketenstarts beauftragt. Isar Aerospace soll bei diesen Starts Satelliten von niederländischen und französischen Firmen ins All bringen. Das gilt in der Branche als revolutionär. Denn traditionell gingen solche ESA-Aufträge an das Ariane-Konsortium und damit eine komplexe Konstruktion aus privaten und staatlichen Teilhabern.
Isar Aerospace erwartet neue Investorengelder
Isar Aerospace ist im Gegensatz zur Ariane-Gruppe rein privat finanziert und will dies auch bleiben. Die ESA-Aufträge dürften dem Startup aus Oberbayern nun viel Geld in die Kasse spülen. Es steht nämlich dem Vernehmen nach eine neue Finanzierungsrunde an. Mit den festen Orders in der Hinterhand dürfte Isar Aerospace nach Branchenberechnungen mehrere Hundert Millionen Euro an frischen Investorengeldern einwerben. Bisher zählt das Startup den Volkswagen-Großaktionär Porsche zu seinen Investoren.
Microlauncher als Milliardenmarkt
Die Firma aus Ottobrunn ist eines von mehreren deutschen Startups, die der Weltraumfirma SpaceX des Milliardärs Elon Musk Konkurrenz machen wollen. In Bayern arbeitet auch die Rocket Factory Augsburg (RFA) an eigenen Raketen. Dahinter steht der Bremer Space-Konzern OHB.
Sowohl Isar Aerospace als auch die Rocket Factory Augsburg sind in einem Markt tätig, in dem die Raumfahrtbranche Milliardenumsätze und rasantes Wachstum erwartet. Die bayerischen Firmen setzen auf vergleichsweise kleine Raketen, die sich relativ günstig in Serie herstellen lassen. So hat die zweistufige Rakete „Spectrum“ von Isar Aerospace eine Länge von 28 Metern. Sie soll mit einer Nutzlast von bis zu einer Tonne kleine und mittelgroße Satelliten ins All bringen.