Blauer Himmel und Sonnenschein begleiten am Montag das Frühlingsfest in München. Besucher schlendern zwischen Fahrgeschäften und Schmankerlbuden, während im Festzelt Hippodrom ab dem späten Vormittag das Branchentreffen „Gastrofrühling“ des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern läuft. Der Verband blickt mit einigem Optimismus in die nähere Zukunft. Grund sind eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie und weitere Erleichterungen, die die künftige Bundesregierung für die Branche plant.
Mehrwertsteuer in der Gastronomie: Senkung im Januar
Zum 1. Januar 2026 soll in der Gastronomie die Mehrwertsteuer auf Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. Dankende Worte des Verbandes gingen dafür im Münchner Hippodrom, insbesondere an die CSU und Ministerpräsident Söder. Der bekam auf der Bühne einen roten Umhang geschenkt, mit einer großen „7“ im Stil des Comic-Helden Superman auf dem Rücken. Angela Inselkammer, Präsidentin des Dehoga Bayern erklärte an Söder gerichtet: „Wir können uns auf Dich verlassen, massiv hast Du Dich für uns eingesetzt.“ Gott sei Dank habe man in Bayern einen Ministerpräsidenten und eine Staatsregierung, die ihre Entscheidungen mutig und auch gegen heftige Widerstände vertrete.
CSU-Chef und Ministerpräsident Söder will Gastronomie stärken
Gegenfinanzieren müssen die Mehrwertsteuersenkung die Bundesländer. In deren Haushalt fließt die Mehrwertsteuer. CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder sprach heute von einer guten Investition. Söder betonte die Bedeutung von Tourismus und Gastronomie sowohl für die Wirtschaft als auf für die Identität im Freistaat. „Damit werden Möglichkeiten geschaffen, dass auch kleine Gastwirtschaften erhalten werden können, Dorfwirtschaften, und es kann auch ein Stück weit investiert werden, was sehr wichtig ist, um weiter Tourismusland Nummer eins zu bleiben“, erklärte Söder im Gespräch mit dem BR.
Sinken die Preise in den Gaststätten?
Fragt man Passanten, draußen auf dem Gelände des Münchner Frühlingsfestes, gehen die Meinungen auseinander. „Wenn die Steuer runtergeht, würde ich schon erwarten, dass auch die Preise runtergehen, aber die Erfahrung sagt, das findet in der Regel nicht statt“, sagt ein Großvater, der seine Enkelin übers Fest führt. Man gehe als Familie halt nicht mehr so oft zum Essen, ist das Fazit eines jungen Familienvaters. „Irgendwo müssen wir ja auch unsere Einnahmen hernehmen“ erklärt dagegen ein Mann, der selbst im Service eines Landgasthofs arbeitet. Ein junges Paar vertritt gemeinsam den Standpunkt, die Mehrwertsteuersenkung sollte beiden Seiten zugutekommen: indem Wirte entlastet, aber eben auch die Preise für die Kunden ein Stück weit gesenkt werden.
Gastwirt beklagt hohe Steuer und sieht Investitionsstau
Zurück ins Zelt: Einen Familienbetrieb führt Gastrofrühling-Besucher Peter Pesold in Königstein in der Oberpfalz. Pesold sieht ein Dilemma für sein Hotel-Gasthof-Café „zur Post“ und die ganze Branche: „Wir müssen immer mehr verlangen, sind aber unter Zugzwang günstig zu bleiben, gerade auch auf dem Land“. Durch die 19 Prozent Mehrwertsteuer habe man einen Investitionsstau, meint Pesold. Die Gäste seien nicht bereit, die wieder angehobene Mehrwertsteuer zu bezahlen. Bis Ende des 2023 war sie wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie auf sieben Prozent abgesenkt worden. „Was man auf alle Fälle nicht machen darf, ist an der Qualität zu sparen. Qualität ist unser oberstes Ziel und bringt uns am meisten Gäste“, sagt Pesold. An anderer Stelle könne man etwas machen, etwa bei den Energiekosten. Doch Einsparen heiße dann immer, erst einmal Geld auszugeben, etwa für eine neue Heizung.
Dehoga Bayern beim Thema Preise zurückhaltend
Und wie sieht es der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Bayern? „Wir haben das Gefühl, dass die Bundesregierung verstanden hat, in welcher Lage wir sind“, sagt Präsidentin Angela Inselkammer. Neben der Mehrwertsteuersenkung nennt sie unter anderem die Themen Bürokratie, Wochenarbeitszeit und die Vergütung von Überstunden, bei denen der Koalitionsvertrag Änderungen erwarten lässt. „Wir sind in einer Situation, in der wir die Kosten, die wir haben, nicht mehr weitergeben können, sonst verlieren wir unsere Gäste“, schätzt Inselkammer die Verfassung der Branche ein. Ob die Preise in der Gastronomie mit der Mehrwertsteuersenkung nach unten gehen werden? Das werde von Wirt zu Wirt unterschiedlich sein: „Das ist eine Kalkulation, die jeder Wirt selber machen muss“, sagt die Präsidentin des Dehoga Bayern.