Der starke Anstieg des Goldpreises hat sich seit Donald Trumps neuer Präsidentschaft weiter beschleunigt. Zeitweise wurde eine Feinunze für über 3.400 Dollar gehandelt. An Terminbörsen wie in Chicago führte das bereits zu Marktverwerfungen. Die Europäische Zentralbank sieht in ihrem Finanzstabilitätsbericht wachsende Gefahren vor allem für Banken und damit am Ende auch für Anleger. Wie konnte es dazu kommen und welche Risiken bestehen eigentlich?
Donald Trump heizt Gold-Spekulationen an
Am Londoner Spot-Markt für den physischen Handel mit Goldbarren wird der offizielle Preis festgelegt, der weltweit gelten soll. Das allermeiste Gold wird dabei nicht tatsächlich geliefert, sondern nur mithilfe von Wertpapieren gehandelt, die lediglich Bezug nehmen auf den Londoner Spot-Preis.
In den USA, wo Gold vor allem an Terminbörsen wie in Chicago gehandelt wird, kam es zu Spekulationen, dass neue Einfuhrzölle, von denen US-Präsident Donald Trump ständig spricht, eines Tages auch für Gold- und Silberimporte gelten könnten. Das würde die Edelmetalle speziell in den USA verteuern.
Gold: Wetten auf Trump-Zölle und Sonderlieferungen in die USA
Die Idee von Börsenhändlern war nun, auf diesen fiktiven US-Preis inklusive Zollaufschlag zu spekulieren und im Zweifelsfall physisches Gold aus London liefern zu lassen. Dieses Import-Gold wäre allein wegen der Transportkosten auch ohne Trump-Zölle teurer, sodass es gleich zu einer doppelten Preis-Spekulation kam.
Tatsächlich haben einige amerikanische Goldkunden aus Angst vor möglichen Zollschranken eine vermehrte Lieferung in die USA verlangt. In New York, wo es ebenfalls einen physischen Handel mit Gold gibt, kam es wie in London zu Lieferschwierigkeiten angesichts der hohen Bestellmengen, die man so nicht erwartet hatte.
Gold: EZB sieht Gefahr einer Preisblase
Es wurden zeitweise viele unterschiedliche Goldpreise gleichzeitig gehandelt, in der Erwartung weiterer Lieferungen oder wegen erhöhter Spekulationen. Für Banken und andere Emittenten von Wertpapieren stellt das ein erhebliches Risiko dar. Darauf weist die EZB in ihrem Finanzstabilitätsbericht hin und auf die Gefahr, dass eine Preisblase, die durch solche Umstände entsteht, auch platzen kann.
Was bedeutet „Squeeze“ beim Goldpreis und wie kam es dazu?
Unter „Squeeze“ wörtlich „Herausquetschen oder Hinausdrängen“ versteht man, dass Anleger, die auf fallende Kurse gewettet haben, wegen unerwartet stark gestiegener Preise gezwungen sind, ihre Marktpositionen aufzulösen, um keine noch höheren Verluste zu erleiden.
Die alte Wette auf den fallenden Preis (Short-Position) muss dafür zurückgekauft oder mit entgegengesetzten Long-Positionen ausgeglichen werden. Das erhöht die ohnehin schon hohe Zahl der Käufer zusätzlich. Im Extremfall gibt es zeitweise fast nur noch Käufer und kaum noch Verkäufer am Markt, was zu einem extra starken Preisschub führt.
EZB: Stark steigender Goldpreis eine Gefahr für Banken
Da bei Banken traditionell Vermögenswerte gelagert werden, gehören sie tendenziell eher zu den „Stillhaltern“ am Terminmarkt. In dem Fall verleihen sie ihre eigenen oder verfügbaren Assets wie Aktien oder Goldbarren an andere, die damit zusätzliche Geschäfte machen und auf fallende oder steigende Kurse wetten.
Wenn die Kurse durch die Decke gehen, besteht für die Banken als Stillhalter die Gefahr, ihr Gold zu einem unerwartet hohen Preis zurückzukaufen oder liefern zu müssen. Beides kann schwierig werden, es drohen finanzielle oder Liefer-Engpässe. Die EZB sieht einige Banken vor diesem Hochpreisrisiko und vor Schwierigkeiten, ausreichend Goldbarren besorgen zu können, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen.
Was geht das alles die privaten Goldbesitzer an?
Zunächst einmal haben die Privatanleger vom starken Preisanstieg seit Donald Trumps zweiter Präsidentschaft profitiert. Sie haben damit ein dickes Polster, um mögliche Rückschläge auszusitzen. Ein weiterer Preistreiber waren in den letzten Jahren die Gold-Käufe zahlreicher Notenbanken.