Maximilian Steininger kann zufrieden sein. Sein Steinmetzbetrieb in München hat keine Nachwuchssorgen. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres hat er genügend neue Azubis gefunden. Insgesamt bildet Steininger derzeit sechs junge Leute aus. Und das, obwohl es nicht einfach sei, Menschen für ein Handwerk zu begeistern, in dem körperlich gearbeitet wird, und in dem es oft staubt und schmutzig wird, sagt Steininger: „Da sagen dann viele: Nein, das ist einfach nichts für mich.“
Man sehe es auch an den Praktikanten. Denn sehr viele fangen das Praktikum an, aber ein sehr großer Prozentsatz beende dieses Praktikum dann gar nicht. Trotz solcher Rückschläge: Unter dem Strich seien die Praktika ein gutes Instrument, um neue Azubis zu gewinnen. So haben zwei junge Männer, die gerade ihre Ausbildung bei Steininger begonnen haben, vorher ein paar Tage in den Beruf hereingeschnuppert. Einer von ihnen ist Leander Rau. Er kam über ein zweiwöchiges Praktikum zu Steininger: „Das hat mir richtig gut getaugt. Und danach habe ich mich entschlossen, dass ich hier mit der Ausbildung anfangen will.“
Gemische Ausbildungsbilanz
Grundsätzlich ist das Bild zum Start des Ausbildungsjahres in Bayern gemischt. Auf der einen Seite ist die Zahl der Neu-Azubis in Industrie, Handel und Dienstleistungsberufen im Jahresvergleich geschrumpft. Andererseits hat sie im Handwerk zugelegt. Franz Xaver Peteranderl, der Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT) sagte, man freue sich, dass sich wieder viele junge Leute für eine Ausbildung entschieden haben, die krisenfest und kreativ, anspruchsvoll und abwechslungsreich sei.
Das Handwerk biete mit rund 130 verschiedenen Berufen eine große Vielfalt, so Peteranderl. Darüber hinaus gebe es mittel- und langfristig für gut ausgebildete Fachkräfte die Chance, selbst einmal ein Unternehmen zu gründen oder eine bestehende Firma zu übernehmen. Nach Zahlen des BHT werden allein in den kommenden fünf Jahren mehr als 30.000 Handwerksbetriebe im Freistaat eine neue Chefin oder einen neuen Chef suchen.
Es fehlt an passgenauen Informationen
Doch warum tun sich so viele Unternehmen schwer, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden? Laut den Kammern spielt der demografische Wandel eine Rolle. Es kommen schlicht weniger junge Menschen nach als in früheren Jahrzehnten. Dazu komme, dass viele Bewerberinnen und Bewerber mangelhafte Voraussetzungen mitbringen.
Ein weiterer Grund sind laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft aber auch Defizite bei individuellen Informationen für die jungen Leute. Bernd Fitzenberger, Direktor des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) räumt ein, dass es nicht an allgemeinen Informationen mangele. Woran es aber mangele, das seien passgenaue Informationen für die Jugendlichen in ihrer jeweiligen Situation. Man müsse etwas ausprobieren können, um seine eigenen Stärken und Schwächen und seine eigenen Interessen zu finden, so Fitzenberger: „Wir müssen einfach viel besser darin werden, Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen, auch mal Schnupperpraktika zu machen oder auch längere Praktika, die dann auch besprochen werden.“ Da müsse die Berufsberatung auch passgenauer werden.
Azubis mit dualer Ausbildung überwiegend zufrieden
Wer sich für eine Ausbildung, zum Beispiel in einem Handwerksbetrieb entschieden hat, bereut es in der Regel nicht. Das geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes hervor. Laut dem DGB-Ausbildungsreport sind nämlich 71,6 Prozent der Auszubildenden mit ihrer Ausbildung zufrieden.
Allerdings sehen die Gewerkschaften noch Luft nach oben, etwa bei den sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten. 14,7 Prozent der Befragten gaben nämlich an, sie müssten „immer oder häufig“ Aufgaben übernehmen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben – wie Kaffee kochen oder putzen. Laut DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker beeinträchtige das die Qualität der Lehre, denn den Azubis fehle damit Zeit für die eigentlichen Ausbildungsinhalte. Dies gefährde ihren Abschluss.