In der Backstube der Familienbäckerei Beck in Zirndorf herrscht Hochbetrieb: Während die einen Backwaren in den Ofen müssen, werden andere schon wieder eilig in die Kühlung gebracht. Backschüsseln, Mehlsäcke, eimerweise Nüsse und andere Zutaten stehen parat, um in süße Köstlichkeiten verarbeitet zu werden. Die Auftragslage ist enorm. Und doch hat die Sache einen Haken: Es gibt nur einen Mann, der sich um das alles kümmert: Inhaber Matthias Beck.
Der 51 Jahre alte Bäckermeister steht seit mehreren Jahrzehnten in der Backstube. Doch diese Tage könnten seine letzten als Bäcker sein. Denn Beck hat einen Entschluss gefasst: Ende der Woche ist Schluss. Er macht den Laden zu. Der Grund: Er findet schlichtweg kein Personal.
Inhaber an der Belastungsgrenze
Den Verkauf im Laden schmeißt Mutter Ingrid. Trotz der ernsten Lage hat sie noch immer ein Lächeln auf dem Gesicht und bedient die Kunden. „Im Verkauf jemanden zu finden ist noch okay“, sagt Matthias Beck. In der Produktion sehe das schon anders aus. Es gebe schlichtweg zu wenig Nachwuchs im Bäckerei-Handwerk.
Zwei, wenn nicht drei Gesellen oder auch Konditoren könnte Beck locker einstellen, meint er. Die Auftragsbücher sind voll. 80, 90 manchmal auch 100 Stunden arbeitet der 51-Jährige pro Woche in der Bäckerei. „Und dann kommt auch noch der Papierkram dazu, der immer mehr wird“, so Beck. Ein Pensum, das er auf Dauer nicht durchhält.
Schon mehrfach habe er versucht, Personal anzuwerben. Mit Plakat-Aktionen, Nachrichten in diversen WhatsApp-Gruppen, auch die Zeitung hatte Matthias Beck bereits eingeschaltet, allerdings ohne Erfolg. Nach einem Artikel in den Fürther Nachrichten hätten sich vier Interessenten gemeldet. Am Ende stand Beck aber wieder allein in der Backstube. Zwei Bewerber seien gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch erschienen, ein weiterer habe das Probearbeiten geschwänzt und der Vierte habe eine Arbeitsstelle in der Nähe seines Wohnortes gefunden. „Acht Minuten zu Fuß statt einer halben Stunde mit dem Auto, da hat man dann keine Chance“, sagt Beck.
Immer weniger Bäckereien
Das Bäckerhandwerk musste in den vergangenen Jahren schwer federn lassen: Allein im Jahr 2023 haben in Deutschland 365 Bäckereien den Betrieb eingestellt, listet der Zentralverband des Deutschen Bäckereihandwerks auf. Auch die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Im vergangenen Jahr waren es mit 235.000 bundesweit rund 3.200 weniger als noch 2022. Und auch die Zahl der Bäckerlehrlinge nimmt kontinuierlich ab: Waren es im Jahr 2022 noch 10.846, sank die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr um gut acht Prozent auf 9.977.
Bürokratische Hürden für qualifizierte Geflüchtete
Von einer Mitarbeiterin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg, die Matthias Beck kennt, habe er erfahren, ihr würden gleich mehrere geflüchtete Bäcker einfallen, die gerne arbeiten würden, es aber noch nicht dürften. „Mittlerweile sind die eh wieder weg“, erzählt Beck.
Er sieht im bürokratischen Umgang mit Geflüchteten ein großes Problem, sowohl für die Menschen selbst als auch für den Arbeitsmarkt: „Wenn Geflüchtete hierherkommen, dann wird in den ersten ein bis zwei Wochen entschieden, wo sie später einmal hinkommen. Und ihre Arbeitsgenehmigung bekommen sie erst, wenn das Asylverfahren durch ist. Das ist ein großes Problem“, sagt Beck. „Dann sind die Fachkräfte in den Landkreisen, wo sie nicht arbeiten können, weil sie nichts finden. Und in den Nachbarlandkreisen, wo sie arbeiten könnten, dürfen sie es dann wiederum nicht.“
Bäcker will Hoffnung nicht aufgeben
Auch wenn das Ende der fast 70 Jahre alten Geschichte der Familienbäckerei Beck naht, ganz hat der Bäckermeister aus dem Landkreis Fürth die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Wenn jetzt doch noch jemand kommen würde, egal ob Bäcker- oder Konditorgeselle, der Lust auf das Handwerk hat, wie wir es mal gelernt haben, den nehme ich mit Kusshand.“ Auch wenn jemand erst später ins Geschäft einsteigen könnte, wäre das für Beck kein Problem: Einen Monat könne er nun auch noch überbrücken.