Die Lage in der Automobilindustrie und bei ihren Zulieferern ist angespannt – nicht erst seit ein paar Tagen. Besonders der Industriestandort Schweinfurt spürt die schwächelnde Konjunktur. Die Gewerkschaft IG Metall fürchtet seit Monaten um den „industriellen Kern“ der Stadt. Jetzt hat auch der Automobilzulieferer Schaeffler Kurzarbeit angekündigt, um auf die schwierige Lage in der Branche zu reagieren.
Kurzarbeit bis Ende März 2025 geplant
Davon betroffen sind knapp über 1.000 Beschäftigte am Schweinfurter Unternehmens-Standort. Das bestätigt der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk auf Anfrage von BR24. Die Belegschaft sei am Vormittag informiert worden. Die Kurzarbeit soll im November starten und bis Ende März 2025 gehen.
Am Schaeffler-Standort in Schweinfurt, wo Wälzlager für die Automobilproduktion hergestellt werden, arbeiten derzeit etwa 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Grund für die mit der Unternehmensleitung vereinbarte Kurzarbeit ist laut des Betriebsratsvorsitzenden die schwächelnde konjunkturelle Nachfrage.
Kürzungen auch bei anderen Zulieferern
Und das macht sich nicht nur bei Schaeffler bemerkbar. Der Automobilzulieferer Brose hat in dieser Woche bekannt gegeben, 950 Arbeitsplätzen streichen zu wollen. Auch der Autozulieferer ZF hat zum Beispiel vor einer Woche verkündet: an zwei ZF-Standorten in Passau müssen die Beschäftigten in Kurzarbeit gehen, ebenfalls ab November.
Betroffen sind bis auf wenige Ausnahmen alle rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bereiche wie etwa Ausbildung, Kundendienst und Prüfmaschinenbau seien von der Kurzarbeit aber ausgeschlossen.
ZF-Standorte auf dem Prüfstand
Der größte ZF-Standort befindet sich in Schweinfurt, hier arbeiten etwa 9.800 Menschen. An diesem Donnerstag ist der Vorstandsvorsitzende nach Informationen von BR24 dort und führt Gespräche mit dem Betriebsrat. Ende Juli hatte das Unternehmen bereits einen massiven Stellenabbau angekündigt.
Inzwischen prüft der Automobilzulieferer sogar ganze Standorte auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Entschieden sei mit Blick auf ganz Deutschland, dass die Standorte Eitorf bei Bonn und Gelsenkirchen im Ruhrgebiet geschlossen werden. Zu konkreten Auswirkungen auf bayerische Standorte gibt es aber bislang noch keine weiteren Informationen.
Absatzschwäche in der Autobranche
Die Absatzschwäche der deutschen Autobauer hat sich in der ersten Hälfte des Jahres auf die Umsätze der Branche niedergeschlagen. Laut Statistischem Bundesamt gingen die Erlöse des wichtigsten deutschen Industriezweigs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal, also nicht bereinigt um Preiseffekte, zurück.
Im Vorjahreszeitraum hatten Autohersteller auch wegen gestiegener Preise noch einen Rekordumsatz verbucht. Die Krise trifft auch die bayerischen Hersteller und Zulieferer: Mehr als ein Drittel der bayerischen Industrie hängt am Auto. Konkret sind das etwa 200.000 Arbeitsplätze in mehr als 1.000 Einzelunternehmen.