Irgendwann, wenn man ganz hinten beim Durchzappen der Fernsehsender angelangt ist, landet man bei ihnen: HSE, QVC und anderen Teleshopping-Kanälen. Die Fernsehstudios mögen über die Jahre moderner geworden sein, genauso wie die Produkte – doch das Geschäftsmodell hat sich im Kern nicht verändert. Und dessen Erfolg auch nicht.
Seit Jahren liegt der Teleshopping-Umsatz in Deutschland laut dem Verband Privater Medien (VAUNET) konstant bei rund 2,3 Milliarden Euro. Corona hatte die Fernsehsender auf dieses Niveau katapultiert. Seitdem halten sie sich dort, verkaufen Haushaltsgeräte, Mode, Schmuck, Gesichtscremes und vieles mehr.
Teleshopping: Unterhaltung und persönliche Empfehlungen als Erfolgsmodell
Die Auswahl dieser Produkte gibt auch einen Hinweis darauf, wer ihre Kunden sind – oder besser: Kundinnen. Als Zielgruppe identifiziert Cordula Cerha vor allem ältere Frauen, „die noch mit dem traditionellen Medium TV sozialisiert wurden und sich online und in den sozialen Medien weniger routiniert bewegen“.
Cerha ist Marketing-Expertin an der Wirtschaftsuniversität Wien und fasst das Erfolgsmodell so zusammen: „Als Konsumenten haben wir das Gefühl, wir werden trotz Ausstrahlung über das Fernsehen irgendwie persönlich beraten.“ Denn den Kundinnen gehe es nicht einfach nur darum, sich mit bestimmten Produkten zu versorgen, sondern auch um Unterhaltung, um Empfehlungen und das Erlebnis.
Die Teleshopping-Kanäle beschränken sich deshalb längst nicht mehr nur auf ihre Sendungen, sondern nutzen auch die sozialen Medien. Die Moderatorinnen und Moderatoren haben dort zum Teil ebenfalls eigene Profile, um mehr Nähe zu erzeugen.
Live-Shopping schwappt aus Asien nach Deutschland
Zwar wächst der Teleshopping-Umsatz nicht mehr weiter, er schrumpft aber auch nicht. Das Geschäftsmodell hat sich sogar in anderen Medien weiterentwickelt: Marketing-Expertin Cerha beobachtet, dass besonders in Asien das sogenannte „Live-Shopping“ immer beliebter werde.
Dabei bieten Firmen oder Händler ihre Produkte bei Livestreams im Internet an. Läuft dieser über die eigene App, kann der Kunde praktischerweise die Produkte dort direkt kaufen. „Eine junge Zielgruppe befriedigt dabei über einen anderen Kanal ein sehr ähnliches Bedürfnis wie beim Teleshopping“, sagt Cerha.
Der Kommunikationskanal mag ein anderer sein, aber die Gesichtscreme gibt es auch dort zu kaufen. In Deutschland veranstalten große Marken wie Douglas, Otto oder dm inzwischen regelmäßig solche Live-Events in den sozialen Medien.
TikTok: Shopping direkt in der App
Welches Potenzial darin steckt, Konsumenten persönlich zu erreichen und das Einkaufen so leicht wie möglich zu machen, hat auch TikTok erkannt. Seit kurzem können auch Nutzerinnen und Nutzer aus Deutschland direkt in der App Produkte kaufen, die sie in Videos entdecken.
In einigen asiatischen Ländern wie Thailand oder Vietnam hat sich diese Form des Shoppings unter jungen Menschen bereits etabliert. In Deutschland muss die Plattform ihren Erfolg erst noch unter Beweis stellen. Für einen dürfte es bei all diesen Möglichkeiten am Ende aber nicht einfacher werden: den stationären Einzelhandel.