Im ersten Halbjahr 2025 ist der Umsatz der bayerischen Kfz-Händler deutlich gesunken. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik nach vorläufigen Ergebnissen der „Monatsstatistik im Kfz-Handel“ berichtet, gehen nominaler und realer – also inflationsbereinigter – Umsatz in allen Branchen des Kfz-Handels zurück. Insgesamt sinkt der nominale Umsatz im bayerischen Kfz-Handel im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent und der reale Umsatz um 5,4 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten wächst hingegen um 1,7 Prozent.
Steigende Lohnkosten und zunehmende Bürokratie
Vom Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern e.V. heißt es auf BR24-Nachfrage, dass sich bei den Betrieben vor allem steigende Lohnkosten „spürbar bemerkbar“ machten. Gleichzeitig müssten viele Betriebe „erhebliche Summen in Weiterbildung und neue Prüftechnik investieren, um den steigenden technischen Anforderungen gerecht zu werden – von der Hochvoltausbildung bis zu modernen Abgas- und Sicherheitstests.“
Hinzu komme ein stetig wachsender Verwaltungsaufwand: „Dokumentationspflichten, Nachweise für Behörden oder immer neue Berichtspflichten binden Zeit und Personal, das in kleinen Strukturen oft an allen Ecken fehlt“, so der Landesverband.
Teure Finanzierung und Verunsicherung durch Politik
Zudem würden potenzielle Kunden aktuell vor allem durch gestiegene Finanzierungskosten gehemmt, da Kredite und Leasingraten deutlich teurer geworden seien. Auch die Politik habe ihren Anteil an der aktuellen Entwicklung: „Es herrscht Verunsicherung, ob staatliche Förderprogramme verlängert oder kurzfristig gestrichen werden – wie etwa die E-Auto-Prämie, die Ende 2023 überraschend auslief. Viele Autofahrer zögern deshalb mit der Entscheidung: E-Auto, moderner Verbrenner oder doch ein Hybrid?“ Aufgrund teils widersprüchlicher politischer Signale fehle die Orientierung bei den Kunden, so der Verband.
Hersteller überlassen Einstiegsmarkt der chinesischen Konkurrenz
Erschwerend komme hinzu, dass bezahlbare „Brot-und-Butter-Autos“ zunehmend fehlten. Gerade im Einstiegssegment hätten sich die deutschen Hersteller in den vergangenen Jahren zurückgezogen – und dadurch chinesischen Marken den Marktzugang erleichtert. Die Folge ist laut dem Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Bayern e.V., dass viele Kunden ihr Fahrzeug deutlich länger behalten und lieber in Reparatur und Wartung investieren. Für die Werkstätten bedeute das volle Auftragsbücher – für den Neuwagenhandel dagegen spürbare Zurückhaltung.
Händler-Verband: Kein dauerhaft negativer Trend
Gleichzeitig betont der Verband, der Rückgang im Kfz-Handel sei zwar spürbar, „aber noch kein Grund, einen dauerhaften Negativtrend zu vermuten.“ Eine Umfrage des Verbands unter rund 7.000 bayerischen Mitgliedsbetrieben zeige vielmehr ein anderes, vielschichtigeres Bild: Zwar schwächele das Neuwagengeschäft, „gleichzeitig lief es im Gebrauchtwagensektor für 47 Prozent der Betriebe besser als erwartet.“ Zudem konnten im Werkstattbereich fast drei Viertel ihre Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen, so das Ergebnis der Umfrage. „Das unterstreicht, wie robust unser Gewerbe aufgestellt ist.“
Trotz der angespannten Lage zeigt die Statistik des Bayerischen Landesamtes, dass die Branche in neue Arbeitskräfte investiert. Die Zahl der Beschäftigten stieg im ersten Halbjahr um 1,7 Prozent. Der bayerische Verband sagt dazu: „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen setzen die Betriebe auf ihre Mitarbeiter und investieren in Ausbildung und Qualifizierung. Über zwei Drittel der bayerischen Betriebe bilden aus – und sichern so den Fachkräftenachwuchs. Diese Woche sind erneut zahlreiche Auszubildende in ihre berufliche Zukunft im Kfz-Gewerbe gestartet und ergänzen die rund 15.000 Azubis in Bayern.“