Zeit ist Geld. Immer.
„Wir schauen immer, dass wir möglichst schnell abräumen, damit sich wieder neue Gäste in unseren Bereich setzen können“, sagt er. Gerade ist eine große Herrengruppe eingetroffen, Janik muss 14 Maß quer durchs Zelt tragen. Da lohnt es sich, starke Arme zu haben. „Ein Liter ist drin und das Glas wiegt vielleicht knapp ein Kilo. Vielleicht ein bisschen mehr“, rechnet Janik vor, „also bei knapp 30 Kilo würde ich jetzt mal schätzen.“ Das schafft er noch ganz gut.
Das Fiese: Nur weil inzwischen der Tag halb vorbei ist, ist nicht auch die Hälfte der Arbeit geschafft. Je später es wird, desto anstrengender wird Janiks Job. Und Pausen gibt es in der Regel nicht. Im Zelt wird es heißer und lauter, immer mehr Gäste kommen, sie tanzen auf den Bänken, der Lärm-, Flirt- und Mittrinkpegel steigt rasant. Gleichzeitig gibt ihm das auch einen Push, erzählt Janik. „Das ist für die letzten drei, vier Stunden schon immer gut, wenn man schon zehn Stunden in den Knochen hat. Man ist noch ein bisschen motiviert, das durchzuziehen.“
Kassensturz: 6.600 Euro brutto
Trotzdem – gegen 23 Uhr, als er die letzte Runde ausruft, ist schon zu sehen, wie erschöpft er ist. Und wenn die Gäste aus dem Zelt sind, ist für ihn noch immer nicht Schluss. Die Abrechnung steht noch an. Gut 17.000 Euro haben er und seine zwei Teamkollegen an diesem Wiesn-Sonntag zusammen eingenommen, 1.000 Euro davon sind steuerfreies Trinkgeld. Den Umsatz dürfen sie nicht behalten, sie bekommen von der Wiesn-Wirtin (nach Umsatzsteuer) eine Provision von 9,5 Prozent ausgezahlt. Alles, was die drei zusammen verdienen, teilen sie durch drei.
So sind bei ihm 2024, Janiks erstem Jahr als Wiesnkellner, rund 6.600 Euro brutto angekommen. Davon gehen neben Besteckgeld, Essenspauschale und Fehlbuchungen noch die Steuern ab, Rentenversicherungsbeiträge muss er nicht zahlen. „Und dann bin ich nach der Wiesn letztes Jahr bei 5.445,76 Euro netto gelandet“, sagt Janik. Plus Trinkgeld. „Letztes Jahr habe ich damit rund 12.500 Euro auf der Wiesn verdient.“
Die größte Gefahr: Wiesngrippe
Damit rechnet er auch heuer – wenn er denn durchhält. Denn seine größte Sorge ist nicht, sich zu erkälten, das passiert eh, sagt Janik. Schlimm wird es nur, wenn er richtig krank wird und ausfällt. Denn wer nicht erscheint, lässt nicht nur das Team im Stich, sondern bekommt auch kein Gehalt. „Als Wiesnkellner musst du belastbar und einfach sympathisch sein, mit den Gästen kommunizieren können und nicht wegen Kleinigkeiten gleich irgendwie hochgehen oder gestresst sein. Weil das bringt hier gar nichts“, erzählt Janik. Und: „Ohne das Trinkgeld würde sich die harte Arbeit, abgeschottet von allem anderen, definitiv nicht lohnen.“