„The third time’s the charm“ – so heißt es auf Englisch, wenn man überzeugt ist, dass ein Projekt nach ruckeligem Start im dritten Anlauf klappen wird. Dieses Sprichwort lässt sich auch gut auf die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) übertragen, die in dieser Woche seit ihrem Umzug aus Frankfurt zum dritten Mal in München stattfindet.
Die erste Ausgabe 2021 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie, Reisebeschränkungen und strenge Abstandsregeln sorgten damals ebenso für trübe Stimmung wie ein globaler Konjunktureinbruch. Bei der zweiten IAA Mobility im Jahr 2023 düpierten dann chinesische Aussteller wie BYD mit bombastischen Messeständen die deutschen Hersteller.
Seither hat sich die Lage auf dem globalen Automarkt – zumindest aus deutscher Perspektive – noch einmal verschlechtert: US-Zölle drücken auf die Rendite, in China brechen die Marktanteile wegen der inländischen Konkurrenz weg, in der EU wird weiter über ein Verbrenner-Aus diskutiert und in Deutschland drücken hohe Standortkosten auf die Gewinne der hiesigen Autobauer. Dennoch geben diese sich zum Auftakt der dritten IAA Mobility in München selbstbewusst.
Deutsche Autobauer setzen auf Comeback
In den Tagen vor dem Messestart haben die deutschen Platzhirsche gleich mehrere Ausrufezeichen gesetzt. Die deutsche Autoindustrie will in diesem Jahr klar signalisieren, dass man sich von der Konkurrenz – vor allem aus China – nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen will. Bei opulenten Präsentationen zeigten BMW, Audi und Mercedes, wie sie künftig dem Anspruch gerecht werden wollen, wieder an der Spitze des weltweiten Automobilmarktes zu fahren.
BMW und Mercedes mit mehr Reichweite, Audi mit neuem Design
Am meisten Aufmerksamkeit erntete BMW mit der Vorstellung des elektrischen iX3. Das SUV ist das erste Modell der sogenannten „Neuen Klasse“ des Münchener Konzerns. Schon die Namensgebung signalisiert, welche Bedeutung BMW diesem Auto zumisst.
In den 60er Jahren retteten Autos, die für die Mittelschicht konzipiert waren, als „Neue Klasse“ den damals schlingernden Hersteller und legten den Grundstein für spätere Markterfolge. Nun soll es eine komplett neue Fahrzeugarchitektur richten, mit effizienteren Batterien, leistungsstarken Rechnern, besserer Software und einem neuen Cockpit-Design. Wie es im Unternehmen heißt, hat BMW zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro in dieses Projekt gesteckt.
Mercedes enthüllte am Wochenende seinen elektrischen GLC, der ebenfalls neue Maßstäbe bei Reichweite und Software bieten soll. Und Audi zeigte bei einer aufwändigen Show in Mailand, wie sich die Ingolstädter das Design der Zukunft vorstellen.
Chinas Autobauer verstärken Präsenz
Während die deutschen Hersteller mit selbstbewussten Messeauftritten an ihrem Comeback arbeiten, sind chinesische Autobauer auf der diesjährigen IAA Mobility so stark vertreten wie noch nie. Sie wollen in den kommenden Jahren ihre Präsenz auf dem deutschen Markt massiv ausbauen. Bisher sind sie hierzulande nur Nischenanbieter, sehen aber viel Potential.
Und sie haben aus Fehlern der Vergangenheit gelernt: Um Vertrauen bei der als konservativ und anspruchsvoll geltenden deutschen Kundschaft zu gewinnen, wollen Branchengrößen wie BYD und Xpeng in den kommenden Monaten ihre hiesigen Händler- und Werkstattnetze rasant ausbauen. Darüber hinaus steht in Kürze die Eröffnung eines BYD-Werkes in Ungarn an. Die dort produzierten Fahrzeuge des Herstellers sind dann nicht mehr von Importzöllen der EU betroffen.
Rückkehrer und Neulinge aus aller Welt
Grundsätzlich freut man sich bei den Veranstaltern der IAA Mobility, dass der befürchtete Bedeutungsverlust der Messe gestoppt scheint. Anders als in den Vorjahren ist die Zahl der Hersteller bei der diesjährigen Schau nicht weiter geschrumpft. Es gibt auch Marken, die nach einer Pause wieder auf die Messe zurückkehren, allen voran Volvo und der koreanische Branchenriese Hyundai.
Dazu kommt mit Togg ein Neuling. Das türkische Unternehmen führt sein Elektro-SUV T10X auf den deutschen Markt ein und präsentiert als Weltpremiere eine serienreife Limousine. Nicht auf der IAA Mobility vertreten ist dagegen Tesla, obwohl der kalifornische Autobauer in Grünheide in Brandenburg ein großes deutsches Werk betreibt.