Soziale Medien nehmen einen großen Teil des Alltags von 78 Prozent der Jugendlichen und 58 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ein. Sie spielen eine zentrale Rolle für private Kontakte, werden für die eigene Selbstdarstellung genutzt, aber auch als Unterhaltungs- und Informationsquelle. Gleichzeitig gibt es laut ifo-Bildungsbarometer 2025 einen mehrheitlichen Wunsch nach klaren und verbindlichen Regeln für Kinder und Jugendliche beim Umgang mit Social Media.
Großer Zuspruch für Handyverbot an Schulen
Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, erklärt: „Die Sorgen in der Bevölkerung über mögliche Risiken sozialer Medien sind groß.“
Für seine repräsentative Umfrage hat das Ifo-Institut im Mai 2025 knapp 3000 Erwachsene und gut 1000 Jugendliche ab 14 Jahren befragt. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den Generationen: 47 Prozent der Erwachsenen bevorzugen eine Welt ohne soziale Medien, während 68 Prozent der Jugendlichen die Welt mit sozialen Medien befürwortet. Gemeinsamkeiten zeigen sich bei der Einschätzung von möglichen schädlichen Auswirkungen beim Social-Media-Konsum.
Viele der Befragten befürchten negative Folgen für Kinder und Jugendliche durch eine unkontrollierte Handynutzung, beispielsweise für Bereiche wie die psychische Gesundheit oder die schulischen Leistungen, so Wößmann. Deshalb wünsche sich die Mehrheit ein generelles Verbot von Handys an Grundschulen, im Unterricht und in der Pausenzeit.
Die Umfrageergebnisse zeigen, auch an weiterführenden Schulen wird ein Handyverbot im Unterricht mehrheitlich unterstützt. Auch ein großer Teil der Jugendlichen spricht sich dafür aus.
Social-Media-Vorbild Australien: Plattformen müssen Alterskontrollen einführen
Die überwältigende Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland plädiert für eine Altersbeschränkung beim Einrichten eines eigenen Social-Media-Accounts. Die ifo-Forscher haben nach einem Mindestalter von 16 Jahren gefragt, das in Australien bereits beschlossen wurde. Ab 2025 soll das Mindestalter dort Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie sexueller Belästigung, Cyber-Mobbing oder anderen schädlichen Inhalten schützen. Denn etwa zwei Drittel der Jugendlichen seien bereits gefährlichen Inhalten ausgesetzt worden, so die Begründung der australischen Regierung. Die Plattformen sollen entsprechende Alterskontrollen einzuführen, sonst drohen den Konzernen millionenschwere Strafen.
Auch Deutsche wollen die 16-Jahre-Grenze
Laut Umfrage zeigen sich unter den Jugendlichen relative Mehrheiten für ein entsprechendes Verbot, sogar aus der Gruppe der 14- und 15-Jährigen. „Dass selbst viele Jugendliche strengere Regeln befürworten, ist bemerkenswert“, sagt ifo-Forscherin Vera Freundl.
Die ifo-Forscher erklären sich diesen Wunsch nach Regulierung mit einem Dilemma, das Kinder und Jugendliche bei der Nutzung von Social Media erleben. Einerseits verbringen sie gerne und viel Zeit mit ihrem Smartphone und auf Social Media, doch dieses Verhalten könne teilweise auch mit der sogenannten „Fear of Missing out“ erklärt werden. So gebe es bei jungen Menschen das Bedürfnis, nichts Neues in Chats oder Apps zu verpassen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Andererseits aber erlebten sie auch eine Überforderung, wie sie mit schwierigen medialen Inhalten umgehen sollten.
Insgesamt zeigt das ifo-Bildungsbarometer 2025: Die befragten Jugendlichen sehen zwar Risiken, sind aber insgesamt positiver gegenüber Social Media eingestellt als Erwachsene – und deshalb uneinig, wenn es um eine Altersgrenze geht.
KI-Nutzung beschäftigt Jugendliche im Alltag
„Die Jugendlichen wollen klare Grenzen für ablenkende Technik, aber eine gezielte Förderung bei zukunftsrelevanten digitalen Kompetenzen“, betont die Co-Autorin der Studie, Katharina Wedel.
Bei der Nutzung von KI werden große Unterschiede zwischen Erwachsenen und Jugendlichen deutlich. 82 Prozent der Jugendlichen nutzen Künstliche Intelligenz für schulische bzw. berufliche Zwecke, bei den Erwachsenen sind es 50 Prozent.
Dementsprechend wünschen sich die Befragten, dass der kompetente Umgang mit Künstlicher Intelligenz auch im Schulunterricht gelehrt wird. Eine Mehrheit von 66 Prozent der Jugendlichen und 46 Prozent der Erwachsenen sprechen sich laut ifo-Bildungsbarometer dafür aus.
Digitalisierung wird positiv gesehen
Die Mehrheit der Befragten sind überzeugt, dass Digitalisierung eine gewinnbringende Entwicklung ist, sowohl für die allgemeine Gesellschaft wie auch für ihr persönliches Leben. Laut ifo-Forschern zeigt dieses Ergebnis, dass sich die Einstellung der Bevölkerung in den letzten Jahren positiv entwickelt hat. Gleichzeitig bleibe es eine wichtige Herausforderung, bei der Digitalisierung alle Gruppen der Gesellschaft mitzunehmen, durch Regeln und Aufklärung.