Der Tag beginnt früh am Königssee. Im Boot liegen Rucksäcke voller Messgeräte, GPS-Antennen und eine Drohne. Die Forschergruppe um Professor Jens Czaja von der Hochschule München und den Höhlenforscher Andreas Wolf ist aus ganz Deutschland und Österreich angereist. Ihr Ziel: Sie wollen die „Eiskapelle“, ein Schneefeld mit riesigem Hohlraum, am Fuß der Watzmann-Ostwand vermessen – beziehungsweise das, was davon noch übrig ist, denn Anfang September ist die „Eiskapelle“ eingestürzt.
Forscher: „Klimawandel hautnah spürbar“
Die „Eiskapelle“ wurde seit Jahrzehnten immer wieder vermessen. Wolf vom Verband Deutscher Höhlen- und Karstforscher, der die Vermessung initiiert hat, ahnt Schlimmes, will sich aber selbst ein Bild machen. „Entscheidend ist, dass dieser Klimawandel, der einfach existiert, hier hautnah vor der Tür spürbar ist“, sagt er.
Aufstieg zu den Resten der „Eiskapelle“
Nach der Überfahrt steigen die Wissenschaftler mit schwerem Gerät auf. Der Weg führt steil über Geröll und feuchten Fels. Am Fuß der Watzmann-Ostwand lag hier in den Berchtesgadener Alpen die tiefstgelegene dauerhafte Eishöhle der Alpen: ein imposanter Hohlraum, der durch Schmelz- und Lawinenmassen jedes Jahr neu geformt wurde. Die „Eiskapelle“ war auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und Fotografen, denn das tiefblaue Firneis, das Wabenmustern ähnelte, war ein beeindruckendes Naturschauspiel.

