In Bayern besuchen laut bayerischem Kultusministerium rund 490.000 Kinder eine Grundschule. Der Schulweg der Kinder ist unterschiedlich, auch wie sie dorthin kommen. Es gibt den Schulbus, das Elterntaxi, das Fahrrad oder die Kinder gehen zu Fuß. Aber was ist richtig und gut für die Kinder? Die „Kleinen“ vermeintlich sicher zur Schule fahren oder ist es besser, wenn die Kinder selbst mit dem Rad fahren oder laufen? Und ab wann sollten Kinder, vor allem Grundschulkinder, allein den Schulweg bestreiten? Alle Eltern von Grundschülern müssen irgendwann entscheiden, wie kommt mein Kind in die Schule. Und abwägen, was das Richtige für ihr Kind ist.
Die Bedingungen sind völlig unterschiedlich
Eltern in Ballungsräumen leben unter anderen Bedingungen als Mütter und Väter, die auf dem Land oder in einer Kleinstadt wohnen. Auch spielt bei der Entscheidungs-Findung eine Rolle, wie weit die Schule vom Wohnort entfernt ist, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern und wie die private Situation der Familien ist. Manche Kinder haben ältere Geschwister, die sie begleiten können. Manche sind jedoch Einzelkinder oder haben viel jüngere Geschwister. Auch gibt es Kinder aus der Nachbarschaft, die in kleineren Gruppen den Schulweg bestreiten und einfach jeden morgen gemeinsam losziehen. Auch die berufliche Situation der Eltern spielt bei der Entscheidungsfindung eine große Rolle. Sind beide berufstätig oder nicht. Kann einer das Kind begleiten oder ist es einfacher für den täglichen Ablauf, wenn das Kind alleine zur Schule geht.
Ob allein oder nicht: das hängt vom Kind ab
Ganz grundsätzlich gilt: Wie Grundschüler in die Schule kommen, dürfen Eltern oder Erziehungsberechtigte selbst entscheiden. Es existiert kein Gesetz, das den Eltern etwas vorgibt. Es gibt aber auch keine feste Regel, die von Experten empfohlen wird. Denn Kinder sind sehr unterschiedlich, sagt Gabriele Weingart-Körner. Sie ist Sozialpädagogin und Leiterin der Erziehungsberatungsstelle der Stiftung „Zusammentun“ im Hasenbergl in München und erklärt:
„Es gibt sehr forsche Kinder, die sehr früh sagen, sie möchten alles selber selber machen. Das sind schon als ganz kleine Kinder solche Entdecker-Kinder, die gerne was selber machen. Und es gibt Kinder, die sind sehr ängstlich und da dagegen an zu reden, bringt es nicht. Da braucht es eben die Routine, bis das Kind wirklich auch signalisiert, jetzt hab ich es verstanden, jetzt möchte ich auch wie alle anderen alleine gehen.“
Polizei rät zu Begleitung bis sechs Jahre
Die bayerische Polizei bietet für Kinder, Schulen und Eltern eine Verkehrserziehung an. Aber auch das ist freiwillig und nur eine Empfehlung. Grundsätzlich rät die Polizei, Kinder bis sechs Jahre im Straßenverkehr zu begleiten. Ab dann ist es Abwägungssache. Vor Grundschulbeginn, sollen Eltern mit ihren Kindern die Wege gehen und Verkehrszeichen kennenlernen und üben. Sie sollen ihnen erklären, wie sie Gefahren wie parkende Autos und Grundstückseinfahrten erkennen und richtig damit umgehen. Gleichzeitig sollten Eltern die Fähigkeiten ihrer Kinder fördern, damit sie ihren Schulweg irgendwann tatsächlich allein bewältigen können. Die Stadt München unterstützt in diesem Zusammenhang die Eltern mit dem Projekt „Bus mit Füßen“ und hat die Filmreihe „Schon groß“ erstellt, um Eltern zu ermutigen mit ihren Kindern zusammen den Schulweg zu lernen und dadurch auch das Vertrauen in die Fähigkeiten der eigenen Kinder steigern.
Warum Selbstständigkeit so wichtig ist
Eines sollte man bedenken: Grundschulkinder jahrelang mit dem Auto oder an der Hand in die Schule zu begleiten, hat Nachteile, sagt die Expertin und Sozialpädagogin Gabriele Weingart-Körner. Denn viele Kinder seien neugierig, wollen sich von ihren Eltern lösen – und man nimmt ihnen etwas, wenn man sie nichts ausprobieren lässt. Das Ausprobieren stärke die Selbstwirksamkeit und sei sehr wichtig. Vor allem dann, wenn die Schüler etwas bewältigen, was Eltern als „nicht einfach“ betrachten. Etwas selbst zu schaffen sei ein gutes und wichtiges Gefühl.