Jedes Jahr wachsen die Trockengebiete um mehr als 830.000 Quadratkilometer, was der zweifachen Größe Deutschlands entspricht. Ein Forscherteam hat dies durch eine Analyse von Satelliten-Daten für die Jahre 2002 bis 2024 herausgefunden und in einer Science-Studie (externer Link) veröffentlicht. Einer der Autoren, der Hydrologe Jay Famiglietti, sagt: „Die Verluste an Süßwasser sind alarmierend, die Kontinente trocknen viel schneller aus, als wir dachten.“
Süßwasser verschwindet – auf allen Kontinenten
Die Daten lieferten Satelliten-Missionen (externer Link), die Veränderungen des Schwerefelds der Erde messen, das ist die Kombination aus Gravitation und Fliehkraft. Daraus lässt sich auch das Vorkommen von Grundwasser (externer Link) berechnen, so Frank Flechtner von der Außenstelle Oberpfaffenhofen des Geoforschungszentrums Potsdam, der an der Studie nicht beteiligt ist: „Mit Stichproben-Messungen an Brunnen etwa wird das Rechenergebnis überprüft“, so Flechtner: „Das passt sehr gut zusammen und dann können wir sehen, wie viel Grundwasser wo verschwunden ist.“
Deutschland hat so viel Wasser verloren, wie der Bodensee enthält
Betroffen von der weltweiten Trockenheit sind nicht nur ohnehin heiße Regionen, sondern auch früher nasse Gebiete, wie weite Teile Kanadas, Alaskas und Russlands, so Jay Famiglietti: „Ganz Europa ist von zunehmender Dürre betroffen. In Deutschland betrug das Volumen des verlorenen Wassers etwa 50 Kubikkilometer über den 22-jährigen Studienzeitraum, was ungefähr der Größe des Bodensees entspricht.“
Dreiviertel der Weltbevölkerung betroffen
Insgesamt sind 101 Länder betroffen, in denen seit 2002 die Dürregebiete wachsen und in denen 75 Prozent der Weltbevölkerung leben. Das Forscherteam spricht von einem „beispiellosen“ Verlust an Süßwasser. Durch den Klimawandel wurde das Oberflächenwasser reduziert, also in Flüssen und Seen. Um das auszugleichen, wird, so die Studie, immer intensiver Grundwasser für die Bewässerung ausgebeutet. Letztlich fließe das benutzte Wasser dann über die Flüsse ins Meer ab. Das kontinentale Süßwasser trägt laut der Analyse mehr zum Anstieg des Meeresspiegels bei als die Eisschmelze auf Grönland oder der Antarktis. Die Verfügbarkeit von Süßwasser geht zurück, die Folgen des Wassermangels sind gravierend.
Dürren senken BIP um 3 Prozentpunkte
Die Ökonomin Sehrish Usman von der Universität Mannheim hat zusammen mit der Europäischen Zentralbank eine Science-Studie (externer Link) zu den wirtschaftlichen Folgen für über 1.100 Regionen in der EU durch Wetter-Extreme gemacht. Also den mittelfristigen Folgen von Überschwemmungen, Hitzewellen und eben auch Dürren. Demnach ist die Produktion, also das regionale Bruttoinlandsprodukt, selbst noch vier Jahre nach einer Dürre um drei Prozentpunkte niedriger: „Wir können sehen, dass wenn eine Region von einer Dürre betroffen ist, die Investitionen um drei Prozentpunkte zurückgehen.“ Es käme zu Abwanderung aus den betroffenen Gebieten und damit zu lang wirkender wirtschaftlicher Unsicherheit, Einkommensverlusten sowie niedrigerer Beschäftigung. Die negativen Effekte verstärken sich sogar mit der Zeit.
Trockenheit schadet der Wirtschaft
Viele andere Studien und Analysen zeigen ebenfalls negative wirtschaftliche Folgen. Der „Welt-Dürre-Atlas“ (externer Link) der EU beispielsweise geht von einem globalen Ernteausfall bei Weizen von rund 60 Prozent aus, selbst bei nur „moderaten“ Dürren. Eine Studie (externer Link) von 2022 kommt auf volkswirtschaftliche Gesamtschäden der Dürren zwischen 2018 und 2019 in Höhe von rund 25 Milliarden Euro allein in Land- und Forstwirtschaft. Durch sinkende Flusspegel wird die Binnenschifffahrt beeinträchtigt. Allein die Dürre 2018 hat in Deutschland einen Schaden von fünf Milliarden Euro nur für die Transporte auf dem Rhein verursacht, wie eine Science-Studie (externer Link) der TU Delft von 2022 darlegt. Aufgrund von Niedrigwasser konnten Schiffe nur noch mit Teillast fahren, die Transportkosten stiegen entsprechend.
Besserer Schutz von Süßwasser dringend gefordert
Sehrish Usman ist davon überzeugt, dass künftig die Wirtschaftsleistung von Staaten durch Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen stark bedroht ist, wenngleich die Regionen unterschiedlich anfällig sind. Sie fordert Maßnahmen, um widerstandsfähiger zu werden. Auch Hydrologe Jay Famiglietti fordert dringend Maßnahmen, wie effektivere Bewässerung in der Landwirtschaft, Wasserrückhaltebecken, Sparmaßnahmen in der Industrie, Abwasserrecycling und Entsalzung von Meerwasser, um den sonst zunehmenden, negativen Folgen für Umwelt und Gesellschaft entgegenzuwirken.