Kultusministerium: Beginn gegen 8 Uhr hat sich bewährt
Auch das bayerische Kultusministerium betont auf BR24-Anfrage, dass der Unterrichtsbeginn im Freistaat bereits jetzt flexibel geregelt sei. Die Startzeit werde „vor Ort von den Schulen selbst in Absprache mit dem Aufgabenträger der Schülerbeförderung und dem Schulforum festgesetzt“. Gleichzeitig habe sich ein Unterrichtsbeginn gegen 8 Uhr, wie an vielen bayerischen Schulen üblich, „vielerorts aus verschiedenen Gründen bewährt“.
Ein Ministeriumssprecher zählt mehrere Gründe für einen frühen Schulstart auf. Erstens wüssten berufstätige Eltern, dass ihre Kinder zu einheitlichen Zeiten an der Schule gut aufgehoben seien, wenn sie selbst morgens zur Arbeit müssen. Zweitens würde der Unterricht bei späterem Start am Morgen länger in den Nachmittag reichen – was Auswirkungen „auf das außerschulische Engagement der Schülerinnen und Schüler“ haben könnte. Drittens würden sich Schülerinnen und Schüler im Sommer über ein möglichst frühzeitiges Unterrichtsende freuen. Und viertens sei auch die Schülerbeförderung zu berücksichtigen, „um etwa langes Warten auf Busse zu vermeiden“.
Landesschülerrat für späteren Schulstart
Bayerns Landesschülerrat forderte dagegen bereits vor einigen Monaten, dass die Schule in Bayern generell später beginnt – zum Beispiel ab 9.30 Uhr. Viele Schülerinnen und Schüler wären dann „ausgeschlafener, aufnahmefähiger und leistungsbereiter“. Zwar sei die Umsetzung dieser „sinnvollen Forderung“ nicht ganz einfach, weil es Schwierigkeiten für Eltern geben könnte und Busfahrpläne angepasst werden müssten. Das Ziel sei „die Anstrengung aber auf jeden Fall wert“.
Immer wieder wird auch angezweifelt, ob es wirklich problematisch wäre, wenn Teenager morgens ohne den Antrieb der Eltern in die Schule müssten. Das Argument: Langfristig dürften sie damit mehr Selbstständigkeit und ein besseres Zeitmanagement lernen.
Das würde auch für eine abgeschwächte Form des späteren Schulstarts gelten, die kürzlich an einer Schule in Baden-Württemberg getestet wurde: An zwei Tagen in der Woche konnten die Jugendlichen entscheiden, ob sie um 7.50 Uhr in die Schule kommen oder erst um 9.40 Uhr. In den ersten beiden Stunden gab es an diesen Tagen statt regulärem Unterricht eine freiwillige Lernzeit. Wer lieber länger schlafen wollte, musste die dort bearbeiteten Aufgaben später alleine zu Hause erledigen.
Schlafforscher: „Hirnwellen haben noch Schlaf gezeigt“
Dass ein späterer Start ab einem gewissen Alter für viele Jugendliche sinnvoll wäre, deckt sich mit der Einschätzung vieler Wissenschaftler. Der Schlafforscher Michael Feld sagte vor einiger Zeit dem WDR, für Jugendliche oder Pubertierende sei besonders die zweite Nachthälfte wichtig, die in den Morgen hineinreiche. Er zitierte finnische Studien, bei denen Jugendliche mit Messelektroden in der Schule untersucht worden seien: „Die hatten die Augen auf, aber die Hirnwellen haben noch Schlaf gezeigt.“
Till Roenneberg, lange Chronobiologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bezeichnete den Schulstart um 8 Uhr schon vor Jahren als „echte biologische Diskriminierung“. Kritisch werde es ab einem Alter von etwa 14 Jahren. „Man kann nachweisen, dass Prüfungsnoten vom Chronotypus abhängen – also davon, ob der Schüler Früh- oder Spätschläfer ist“, sagte Roenneberg der Süddeutschen Zeitung (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Seine Forderung in Sachen Schulbeginn: „In der Unterstufe um 8, in der Mittelstufe um 9 und in der Oberstufe um 10 Uhr.“