Psilocybin ist eine psychoaktive Substanz und kann Halluzinationen auslösen. Sie steckt unter anderem im „Spitzkegeligen Kahlkopf“. Dieser Pilz wächst im Herbst vor allem auf gut gedüngten Wiesen in höheren Lagen und wird gerne – wenn auch nicht legal – von Menschen gesammelt, die auf der Suche nach einem Erlebnis der ganz besonderen Art sind. Doch mehrere jüngst veröffentliche Studien zeigen auch das therapeutische Potential des Wirkstoffs.
Hochwirksam bei Schmerzen und Depressionen
Eine Forschergruppe aus den USA konnte nachweisen, dass Psilocybin bei Mäusen chronische Schmerzen unterdrückt. Der Wirkstoff ist sehr präzise dosierbar und macht nicht süchtig. Deshalb könnte er möglicherweise die Schmerztherapie mit schnell abhängig machenden Opioiden ersetzen.
Einen konkreten Nachweis für die Wirksamkeit von Psilocybin bei der Behandlung von Depressionen liefert eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim und der Charité Berlin. Menschen, die bislang auf keine Therapie angesprochen hatten, erhielten ein oder zwei Gaben Psilocybin und wurden gleichzeitig psychologisch behandelt. Bei rund einem Drittel der Teilnehmer klangen nicht nur die Symptome ab. Die Langzeitbeobachtung zeigte zudem, dass die antidepressive Wirkung auch noch nach einem Jahr vorhanden war und möglicherweise eine vollständige Genesung erreicht werden kann.
Psilocybin kann als akute Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Übelkeit, Ängstlichkeit, Schwindel und Blutdruckanstieg auslösen. In seltenen Fällen kommt es auch zu Paranoia und vorübergehende Denkstörungen. Besonders bei jungen Menschen kann Psilocybin sogar Psychosen auslösen. Kritiker sehen langfristig zudem die Gefahr von Flashbacks und mögliche negative Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur des Konsumenten.
Beim Sammeln lauern tödliche Gefahren
Die Pilzdroge, die während der Hippie-Epoche in den 1960er Jahren populär wurde, gilt als Alternative zum ähnlich wirkenden, synthetischen LSD. Daher nutzen im Herbst manche die Pilzsaison, um die psilocybinhaltigen Spitzkegeligen Kahlköpfe zu sammeln. Doch genauso wie bei „Magic Mushrooms“ aus dem Internet ist der Besitz und auch das Sammeln von psilocybinhaltigen Pilzen in Deutschland strafbar.
Noch größere Gefahr droht allerdings von anderer Seite: Selbst Profis können den Pilz nur schwer von teils tödlich giftigen Doppelgängern wie dem „Spitzköpfigen Raukopf“ unterscheiden. Immer wieder müssen deshalb beispielsweise im Klinikum Rechts der Isar Menschen behandelt werden, die psilocybinhaltige Pilzen konsumiert haben. In einem Fall waren die Nieren eines jungen Menschen derart geschädigt, dass er sein Leben lang eine Dialyse benötigt.
Der illegale Konsum der Pilzdroge ist also ein unkalkulierbares Risiko. Unter ärztlicher Aufsicht kann Psilocybin jedoch seine Heilkräfte entfalten.

