Pflanzen im Schlafzimmer? Für viele ein No-Go – dabei gelten Zimmerpflanzen landläufig als natürliche Luftreiniger. Insbesondere die vielzitierte Nasa Clean Air Study von Juli 1989 (externer Link) scheint das zu bestätigen: In der Studie wurde etwa beim Bogenhanf (Sansevieria) nachgewiesen, dass er in luftdichten Kammern Schadstoffe wie Benzol, Formaldehyd und Trichlorethylen aus der Luft filtern kann.
Doch die Sache hat einen Haken: Die Nasa-Experimente wurden unter extremen Laborbedingungen durchgeführt – mit versiegelten Kammern, kontrollierter Luftzufuhr und hoher Schadstoffkonzentration. Auf normale Wohnräume lässt sich das kaum übertragen.
Wissenschaftliche Relativierung: Die Analyse von Waring
Eine umfassende Auswertung von zwölf Studien durch Umweltwissenschaftler Michael Waring von der Drexel University (externer Link) kommt daher zu einem ernüchternden Ergebnis: In realen Innenräumen sei die luftreinigende Wirkung von Pflanzen praktisch irrelevant. Um einen messbaren Effekt zu erzielen, wären demnach über 100 Pflanzen pro Quadratmeter notwendig – also ein dichter Wald im Wohnzimmer.
Statt auf Pflanzeneffekte zu hoffen, sind für bessere Raumluft andere Maßnahmen weitaus wirksamer:
- regelmäßiges Stoßlüften
- der Einsatz mechanischer Luftfilter
- und die Vermeidung von Schadstoffquellen in Möbeln, Reinigungsmitteln oder Farben.
Warum Zimmerpflanzen trotzdem guttun
Auch wenn Pflanzen die Luft in Innenräumen nur begrenzt filtern können: Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Wohnklima – psychologisch und atmosphärisch. Studien zeigen, dass Zimmerpflanzen das Wohlbefinden steigern, Stress reduzieren und Räume wohnlicher machen. Ihre beruhigende Wirkung auf Psyche und Konzentration ist wissenschaftlich gut belegt.
Schimmelgefahr vermeiden – gerade im Schlafzimmer
Pflanzen im Schlafzimmer sind also durchaus eine gute Idee – wenn man ein paar Dinge beachtet. Vor allem Allergiker sollten bei der Pflege aufpassen: Wird Blumenerde dauerhaft feucht gehalten, kann sich Schimmel bilden, der unsichtbar die Atemwege reizen kann.
Ein einfacher Trick gegen Schimmel: Blumenerde mit Lecaton – einem porösen Tongranulat – mischen. Es sorgt für Belüftung der Wurzeln und speichert überschüssige Feuchtigkeit. Wichtig ist außerdem: nur gießen, wenn die Erde trocken ist.
Welche Pflanzen eignen sich fürs Schlafzimmer?
Nicht jede Pflanze passt in jedes Zimmer. Hier einige Beispiele für geeignete Schlafzimmerpflanzen – robust, pflegeleicht und ohne hohe Bedürfnisse:
- Aloe Vera: Der Klassiker unter den Sukkulenten gibt nachts Sauerstoff ab – dank sogenannter CAM-Photosynthese. Ideal für helle Fensterplätze.
- Bogenhanf (Sansevieria): Übersteht Trockenphasen problemlos und kommt mit wenig Licht aus – auch in schattigen Ecken auf einem Hocker oder Blumentischchen.
- Drachenbaum (Dracaena): Laut NASA-Studie ein Filter für Formaldehyd – also ideal bei neuen Möbeln oder Farben – zumindest im Laborexperiment. Pflegeleicht und anpassungsfähig bei Lichtverhältnissen.
- Efeutute (Epipremnum aureum): Verzeiht Gießfehler und sieht auch als Hängepflanze gut aus. Sie verdunstet viel Wasser – bei zu hoher Luftfeuchtigkeit sollte man aber Schimmel an Wänden im Blick behalten.