Immer mehr Menschen greifen zu Pflanzendrinks statt zur klassischen Kuhmilch. Sie landen längst nicht mehr nur im Kaffee, sondern kommen auch beim Kochen, in Desserts oder einfach pur zum Einsatz. Der Markt boomt – und beworben werden die pflanzlichen Alternativen als gesünder und klimafreundlicher. Wie gesund sind sie tatsächlich, und können sie Milch in der Ernährung wirklich ersetzen?
Nährstoffunterschiede zwischen Pflanzendrinks und Kuhmilch
Die Zusammensetzung von Pflanzendrinks hängt stark von der verwendeten Basis ab. Hafer-, Soja-, Reis-, Mandel-, Erbsen- oder Dinkeldrinks unterscheiden sich in Fett-, Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Energiegehalt, wodurch ihr Beitrag zur täglichen Nährstoffversorgung variiert. Die wichtigen Nährstoffe der Kuhmilch wie Calcium, Jod, Vitamin B12 und Vitamin B2 können aber nur durch gezielte Anreicherung ersetzt werden. Ohne diese Zusätze enthalten sie meist keine relevanten Mengen. Vorteilhaft von Pflanzendrinks ist jedoch der geringe Anteil gesättigter Fettsäuren: Sie sind cholesterinfrei und bringen – wenn auch in moderaten Mengen – Ballaststoffe mit.
Die verschiedenen Milchersatzprodukte bringen also sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Kein Pflanzendrink ist automatisch gesünder als Milch, sagt die Verbraucherzentrale (externer Link): „Aber wer auf Anreicherung, Zuckergehalt und Herkunft achtet, kann sie gut in eine ausgewogene Ernährung integrieren.“
Marktcheck: Sojadrinks schneiden am besten ab
Im Sommer 2024 untersuchte die Verbraucherzentrale NRW in einem Marktcheck (externer Link) pflanzliche Milchersatzprodukte im Hinblick auf ihre Anreicherung mit Vitaminen und Mineralstoffen und prüfte, inwieweit sie einen vollwertigen Ersatz für Kuhmilch darstellen.
Die Ergebnisse zeigten deutliche Unterschiede:
- Sojadrinks haben weniger Kilokalorien als Kuhmilch, liefern aber genauso viel Eiweiß. Sie enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, Folsäure und Isoflavone, aber nur etwa ein Zehntel des Kalziums von Vollmilch. Außerdem haben sie nur halb so viel Fett wie Vollmilch und rund 40 Prozent weniger Kohlenhydrate.
- Haferdrinks überzeugen durch Geschmack und Vielseitigkeit in der Küche, liefern aber weniger Protein und können für Menschen mit Glutenunverträglichkeit problematisch sein, da auch Hafer Spuren von Gluten enthalten kann.
- Mandeldrinks enthalten eher nur recht wenig gesunde Fette, pflanzliche Eiweiße, Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Dafür sind sie laktose- und glutenfrei, aber für Menschen mit Nussallergien ungeeignet.
- Reisdrinks werden vor allem geschätzt, weil sie glutenfrei sind. Sie sind ernährungsphysiologisch jedoch nur begrenzt geeignet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt zudem davor, sie als Hauptgetränk zu nutzen, da sie Spuren von anorganischem Arsen enthalten können – besonders für Kinder ein Risiko.
Nachhaltigkeit und Umweltbilanz von Pflanzendrinks
Neben der Nährstoffbilanz spielt auch die Umweltbilanz eine wichtige Rolle. Pflanzliche Drinks verursachen deutlich weniger Treibhausgase als Kuhmilch: Laut World Resources Institute (externer Link) produziert ein Liter Kuhmilch rund dreimal so viel CO₂ wie ein Liter Pflanzendrink. Auch Land- und Wasserverbrauch fallen geringer aus. Allerdings unterscheiden sich die Alternativen: Haferdrinks haben dank regionaler Produktion eine geringe Umweltbelastung, europäisches Soja schneidet ebenfalls gut ab, während Mandeldrinks wegen des hohen Wasserverbrauchs deutlich problematischer sind. Das World Resources Institute beziffert den Wasserbedarf eines Liters Mandeldrink auf etwa das Fünffache im Vergleich zu einem Liter Haferdrink. Neben den Klimafolgen können tierethische Gründe ausschlaggebend dafür sein, dass Menschen bewusst auf den Konsum von Kuhmilch verzichten.
Worauf sollte man beim Kauf achten?
- Achten Sie auf die Angaben zur Anreicherung: Calcium, Jod sowie die Vitamine B12 und B2 sind entscheidend, wenn Pflanzendrinks Kuhmilch ersetzen sollen.
- Die Verpackung wirbt oft mit Schlagworten wie „ungesüßt“ oder „ohne Zuckerzusatz“ – das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass der Zuckeranteil niedrig ist. Ein Blick auf die Nährwerttabelle lohnt sich daher immer.
- Herkunft und Nachhaltigkeit spielen eine wichtige Rolle: Bei Hafer, Soja, Reis oder Mandeln unterscheiden sich Umweltbelastung und Anbaugebiet deutlich.
Bewusster Einsatz für eine ausgewogene Ernährung
Pflanzliche Milchalternativen sind längst kein Trend mehr, sondern ein fester Bestandteil vieler Küchen. Sie sind vielseitig, nachhaltig und können den Alltag gut ergänzen – solange man auf Nährstoffe und Qualität achtet. Die Auswahl ist groß, sodass für jeden Geschmack und Bedarf etwas dabei ist. Übrigens: Der Begriff „Milch“ ist gesetzlich geschützt und darf nur für tierische Produkte verwendet werden – Kokosprodukte bilden die Ausnahme.

