Wichtige Forschungspreise gibt es zahlreiche. Sie fördern das Renommee von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit. Weit weniger prestigeträchtig dagegen ist für Professorinnen und Professoren an Universitäten und Hochschulen die Lehre.
Besonders an Universitäten hatte die Vorbereitung auf den Berufseinstieg in vielen Fächern bis vor wenigen Jahren kaum Platz im Curriculum. Da aber nur die wenigsten Absolventinnen und Absolventen nach dem Studium im Wissenschaftsbetrieb bleiben, ist es umso wichtiger, dass Lehrende nicht nur reines Fachwissen vermitteln.
Engagement für die Berufsvorbereitung
„Ich empfinde es als große Verantwortung und auch als große Freude, dass ich Studierende nicht nur fachlich begleiten darf, sondern auch auf ihrem Weg ins Berufsleben unterstützen. Und ich sehe mich dabei als Ansprechpartnerin und das tut auch mein Team“, sagt Prof. Dr. Martina Müller-Schilling. Die Ärztin leitet am Universitätsklinikum Regensburg die Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Magen-Darm-Erkrankungen.
Für ihr Engagement, Studierende bestmöglich auf die Berufswelt vorzubereiten, wurde sie jüngst als „Professor des Jahres 2025“ [externer Link] ausgezeichnet, ebenso wie elf andere Professorinnen und Professoren in den vier Kategorien Wirtschaftswissenschaften/Jura, Ingenieurwissenschaften/Informatik, Naturwissenschaften/Medizin sowie Geistes-, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Sieben der zwölf in diesem Jahr ausgezeichneten Professorinnen und Professoren lehren an bayerischen Universitäten und Hochschulen.
Kriterien für die Auszeichnung „Professor des Jahres“
Seit zwanzig Jahren verleiht die unabhängige Jury der UNICUM Stiftung den Titel. Neben Hochschulangehörigen oder auch Arbeitgebern schlagen vor allem die Studierenden selbst ihre Professorinnen und Professoren für die Auszeichnung vor. Etwa 5.000 Nominierungen für rund 600 Professoren hat die Stiftung in diesem Jahr erhalten.
Manfred Baldschus von der UNICUM Stiftung, der auch Jurymitglied ist, erklärt, dass neben persönlichen Eigenschaften wie zum Beispiel Nahbarkeit oder die Bereitschaft, sinnstiftend für junge Menschen zu sein, ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl sei, dass die Professoren sich intensiv um Praxisbezug bemühten und sich als Brückenbauer in die Arbeitswelt verstünden. „Gute Professoren aus studentischer Sicht sind in der Lage, Eigenschaften zu vermitteln wie Selbstbewusstsein, Standing, Teamfähigkeit, eine klare und respektvolle Kommunikation oder auch die Übernahme von Verantwortung.“
Praxiswissen und Soft Skills
Um solche Soft Skills und berufspraktisches Wissen zu vermitteln, haben Müller-Schilling und ihr Team an ihrer Klinik zwei Ausbildungsstationen [externer Link] aufgebaut, für Normal- und Intensivmedizin. Dort behandeln Medizinstudierende im praktischen Jahr Patienten, die dem zugestimmt haben, gemeinsam mit Auszubildenden in Pflege, Physiotherapie und Pharmazie. Sie planen selbständig den Stationsalltag und die Behandlungen. Erfahrene Kollegen stehen ihnen als feste Lernbegleiter zur Seite, regelmäßig gibt es Feedbackrunden.
Das Konzept wird wissenschaftlich begleitet. Studierende, Patienten und die zuweisenden Ärzte zeigen sich sehr zufrieden mit der praktischen Ausbildung und dem Behandlungserfolg. Die Studierenden und Auszubildenden lernen selbständig zu handeln, aber auch, wie sie in herausfordernden Situationen mit Belastung umgehen können.
Forschung und Lehre nicht trennen
Martina Müller-Schilling teilt sich in der Kategorie Naturwissenschaften/Medizin den ersten Platz der Auszeichnung „Professor des Jahres 2025“ mit Prof. Dr. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum. Der Biopsychologe erforscht unter anderem an Vogelhirnen, wie Wahrnehmung, Denken und Handeln entstehen.
Sein Rezept für gute Lehre und Berufsvorbereitung ist seine Liebe zum Beruf: „Ich liebe ihn hundertprozentig. Ich bin Forscher und ich glaube, dass zur Forschung auch die Lehre gehört, und ich versuche, diese beiden Sphären meiner Arbeit nicht voneinander zu trennen, sondern sie im Grunde als eines zu sehen.“ Der Kontakt mit Studierenden mache ihm „einen Riesenspaß“, er erlebe sie überhaupt nicht als überfordert, sondern als wissbegierig und motiviert.
Die rege Beteiligung an der jährlichen Ausschreibung zeigt: Studierende schätzen Professorinnen und Professoren, die Ihnen vor allem die Begeisterung für den eigenen Beruf vermitteln – aber auch die Fähigkeiten, sich selbständig in der Berufswelt zurechtzufinden.

