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Die Sommerferien nahen. Für Schüler bedeutet das: sechs Wochen frei! In den Augen mancher BR24-User eine lange Zeit – zu lange. So kommentiert „schwarzrose“ beispielsweise: „Man könnte gerade in Bayern die Ferien kürzen. Kein Kind braucht sechs Wochen, um sich zu erholen. (…)“ Andere kommentieren ähnlich.
Doch es gibt auch Gegenstimmen. So erinnert User „klaus76“: „(…) keine Sorge, es gibt auch viele Kinder, die in den Ferien lernen!“ Und „Amelia“ argumentiert: „Sowohl Kinder als auch Lehrer brauchen diese Zeiten. Kinder, um das Gelernte zu verarbeiten. Lehrer, um vor- und nachzuarbeiten und, ja, auch zur Erholung (…).“
Sechs Wochen Sommerferien: Auch Entwicklungszeit
Diesen Punkt betonen auch Experten. „Kinder brauchen den Abstand, sie brauchen vor allem auch Zeit, in der sie Dinge verarbeiten können und mit Gleichaltrigen auch andere Erlebnisse haben, als sie in der Schulzeit möglich sind“, erklärt Holger Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. „Der Abstand vom Schulalltag ist wichtig für die Entwicklung der Schüler. Ferien sind nicht nur Freizeit, sondern auch Entwicklungszeit.“
Auch Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbands, hält sechs Wochen Sommerferien für angemessen. Kinder und Jugendliche könnten in dieser Zeit wirklich vom Schulalltag abschalten, gleichzeitig bleibe den Eltern genug Spielraum für kleinere oder große Reiseplanungen.
Kultusministerkonferenz koordiniert Ferientermine
Geplant werden die Ferienordnungen der Länder von der Kultusministerkonferenz (KMK). Dabei stehe den Ländern ein Zeitraum zwischen dem 30. Juni und 15. September zur Verfügung. Die KMK koordiniert unter anderem die Ferientermine, so dass es beispielsweise nicht zu massiven Verkehrsproblemen kommt. Damit sich die Länder in der Ferienverteilung abwechseln, sei ein Zeitraum von sechs Wochen festgesetzt worden.
„Die sechs Wochen Sommerferien haben sich historisch als pädagogisch sinnvoller Ausgleich zwischen Lern- und Erholungszeiten etabliert“, teilt ein KMK-Sprecher auf Anfrage mit. So hätten Schüler ausreichend Zeit zur Regeneration, Familien könnten gemeinsam Urlaub machen und Lehrkräfte hätten genügend Zeit zur Erholung. Bei sechs Wochen Ferien seien zudem Vertretungsregelungen in Unternehmen, Firmen und Behörden möglich.
Zu heiß für Unterricht?
Ein weiterer positiver Effekt von langen Ferien im Sommer sei es, dass die Schüler in den heißesten Monaten des Jahres nicht in der Schule seien. Der Klimawandel und die zunehmende Hitze im Sommer würde einen nachhaltigen Unterricht erschweren, erklärt ein Sprecher des Landesverbands Bayerischer Schulpsychologen. Wegen fehlender Wärmedämmung und Klimaanlagen gehe im Sommer zu viel Lerneffektivität verloren.
Zu lange Ferien können zu „Summer Learning Gap“ führen
Werden die Ferien zu lang, könnten sich schulbezogene Kompetenzen der Schüler, etwa in Mathematik, aber auch verschlechtern. Ein solcher „Summer Learning Gap“ zeige sich beispielsweise in den USA, wo die Ferien mit drei Monaten allerdings wesentlich länger dauerten, erklärt Christine Steiner vom Deutschen Jugendinstitut (DJI). „Für Deutschland gibt es aber keine eindeutigen Hinweise auf solch einen Ferieneffekt.“
Sechs Wochen ein Problem für Berufstätige und Alleinerziehende
Schon sechs Wochen Ferien können aber für Familien, in denen beide Eltern erwerbstätig sind, oder auch für Alleinerziehende zum Problem werden, erklärt Christina Boll, Abteilungsleiterin Familie und Familienpolitik vom DJI. Darauf verwiesen auch mehrere BR24-User. Betreuung durch Familienmitglieder, Freunde oder Nachbarn könnte die teils fehlenden Urlaubstage der Eltern nicht immer kompensieren, sagt Boll. Die Kinder im Home-Office zu betreuen oder mit zur Arbeit nehmen, könne nicht jeder. Zudem seien das auch keine Ideallösungen.
Kürzere Sommerferien wären aber auch kein Allheilmittel. Für Eltern wäre ein besseres Angebot an ganzjährigen, kostengünstigen Betreuungs- und Freizeitmöglichkeiten sicher zielführender, meint Christine Steiner vom DJI. Auch Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband ist der Meinung, dass das Angebot an Ferienbetreuung erweitert werden sollte. Dabei sollten etwa freie Träger von Jugendarbeit finanziell durch die öffentliche Hand unterstützt werden. „Den Eltern käme es sehr entgegen, wenn die verschiedenen Angebote an zentraler Stelle abrufbar wären und sie nicht aufwändig recherchieren müssen“, so Löwe.
Eltern müssen unterstützt werden
Eine Kürzung der Ferien ist für ihn keine Option: „Ferien sind in erster Linie für die Schülerinnen und Schüler da, ihren Bedürfnissen soll und muss hier Rechnung getragen werden.“ Wenn Interessen von Schulkindern und Eltern gegenüberstehen, könne die Lösung nicht sein, dass Schüler zurückstecken müssten. Die Lösung liege vielmehr darin, dass Eltern von außerhalb der Familie unterstützt würden. Neben dem Ausbau von Betreuungsangeboten sieht Löwe auch die Gewährung von „Ferienurlaub“ analog zum Erziehungsurlaub als Option an.