Auf TikTok und Instagram sind „Mini-Skincare-Routinen“ längst ein eigener Markt, was Moderatorin und Model Lena Gercke irritiert: „Welches Kind auf dieser Welt braucht eine Feuchtigkeitsmaske?“, fragt sie. Gerade die Masken mit niedlichen Motiven wirken wie ein harmloser Einstieg in die Welt der Kosmetik. Kinder erkennen ihre Lieblingsfiguren auf der Verpackung, die Masken riechen gut und versprechen „Spaß“ oder „Glow“. Auch dermatologisch wirft dieser Trend Fragen auf: Was braucht Kinderhaut tatsächlich – und was schadet eher?
Warum Kinderhaut anders reagiert als Erwachsenenhaut
Fakt ist: Kinderhaut ist keine „kleinere“ Version der Erwachsenenhaut. Sie ist strukturell noch nicht so ausgebildet wie die von Erwachsenen: Die Hornschicht ist bei Säuglingen und Kleinkindern deutlich dünner, und die Barrierefunktion ist weniger widerstandsfähig. Damit reagiert sie sensibler auf äußere Reize und nimmt bestimmte Wirkstoffe schneller auf.
„Wir müssen gerade bei Kinderhaut berücksichtigen, dass sie sehr viel empfindlicher ist. Die Haut ist von der Grundstruktur noch ein bisschen anders, sehr viel dünner, feiner und tatsächlich eigentlich sehr bescheiden“, betont Dr. med. Andreas Weins. Seiner Meinung nach braucht Kinderhaut keine kosmetischen Skincare-Produkte speziell für Kinder.
Die physiologischen Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenenhaut bedeuten, dass Wirkstoffe, die in Erwachsenenprodukten verarbeitet werden, bei Kindern Reizungen, erhöhte Aufnahme oder sogar allergische Reaktionen auslösen können. Viele Produkte enthalten Duftstoffe, Farbstoffe oder aktive Wirkstoffe, die für erwachsene Haut entwickelt wurden. Die dermatologische Empfehlung lautet daher: „Finger weg“, so Weins.
Für die tägliche Pflege der Kinderhaut reichen drei Dinge:
Dr. med. Andreas Weins nennt drei Essentials – drei Must-haves –, die eine Kinderhaut braucht. Darüber hinaus braucht eine gesunde Haut nichts – es sei denn, die Haut hat spezielle Bedürfnisse oder eine Erkrankung.
- Wasser – zur sanften Reinigung, ganz ohne Zusätze.
- Leichte, parfümfreie Feuchtigkeitscreme – nur bei trockener Haut.
- Einer der wichtigsten Pflegeaspekte überhaupt ist der Sonnenschutz, um langfristige Hautschäden zu vermeiden. Die kindliche Haut ist besonders UV-empfindlich. Ihre Barriere ist dünner und bestimmte Zellschichten liegen näher an der Oberfläche, wodurch UV-Schäden schneller auftreten können, so die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e.V. (externer Link).
Anti-Aging für Kinder – ein Trend mit Nebenwirkungen
Ein besonders kritischer Aspekt des aktuellen Skincare-Hypes: Immer häufiger finden sich Anti-Aging-Zutaten auch in Produkten, die an junge Zielgruppen vermarktet werden. Dass das für Kinder ungeeignet ist, betont Weins deutlich: „Wenn wir uns vorstellen, dass da sogar Anti-Aging-Wirkstoffe drin sein sollen: Das ist grundsätzlich nichts, was auf Kinderhaut gehört.“
Neben den medizinischen Problemen stellt sich eine weitere Frage: Welche Schönheitsideale vermitteln solche Produkte? „Wir konfrontieren unsere Kinder mit vermeintlichen Schönheitsidealen, die vielleicht in dieser Lebensphase noch gar nicht ins Kinderzimmer gehören“, so Weins weiter.
Risiken von übertriebener „Skincare“ bei Kindern
- Reiz & Allergiepotenzial: Zusätze wie Duftstoffe, starke Wirkstoffe oder „aktive“ Substanzen können die empfindliche Kinderhaut reizen.
- Überpflege: Wenn ständig Produkte verwendet werden, kann die natürliche Barrierefunktion gestört werden.
- Langfristige Belastung: Insbesondere Inhaltsstoffe, die bei Erwachsenen zur Hautverjüngung gedacht sind (z. B. Anti-Aging-Wirkstoffe), gehören nach Ansicht vieler Dermatolog:innen nicht auf Kinderhaut.
- Falsches Signal: Die Verwendung vieler Hautpflegeprodukte vermittelt möglicherweise Schönheitsideale, die gerade für Kinder nicht relevant sind.
Sonderfall: Akne bei Teenagern
Im Handel gibt es nicht nur Hautpflegeserien für „Kids“, sondern auch für „Teens“. Für Kinder ohne Hautprobleme sind solche Serien in der Regel überflüssig. Teenager leiden jedoch häufig unter Akne, und Aknehaut hat tatsächlich eigene Bedürfnisse – die aber sollte man immer mit einer Dermatologin oder einem Dermatologen besprechen.
Grundsätzlich gilt: Kinderhaut braucht wenig – und vor allem keine Trendprodukte, Duftstoffe oder Anti-Aging-Wirkstoffe. Was wirklich zählt, ist eine schlichte Basispflege und konsequenter Sonnenschutz. Alles andere sollte nur nach fachlicher Empfehlung eingesetzt werden.

