Wenn Max sein Handy aus der Tasche holt, fühlt sich 2025 wieder ein bisschen an wie 2005. Denn der 25-jährige Münchner nutzt kein Smartphone, sondern ein altes Sony Ericsson. „Es war das, was früher jeder haben wollte, deshalb habe ich es mir jetzt wieder gekauft“, sagt Max. Sein Retro-Handy hat sogar eine „Walkman-Funktion“. Und Max kann damit zusätzlich telefonieren, SMS schreiben und Fotos machen – was ihm reicht.
Überwachung und Klima: Verweigern junge Menschen Smartphones?
Max erzählt, dass er mit seiner Smartphone-Verweigerung schon einige Freunde angesteckt habe: „Leute sagen immer wieder, wenn sie mein Handy sehen, sie würden das auch gerne machen.“ Es gäbe zwar große Hürden, weil vieles nicht mehr ohne Smartphone gehe, aber Max sagt: „Ich bin auch nicht aus der Gesellschaft ausgetreten, weil ich kein Smartphone mehr habe.“
Ein großer Trend zeichnet sich hier allerdings noch nicht ab: Von den 12- bis 19-Jährigen haben aktuell fast alle ein Smartphone. In Umfragen betont die Mehrheit der Jugendlichen jedoch, dass sie das Handy eigentlich weniger nutzen wolle. Die Gründe, warum Max auf das Smartphone verzichtet: Einerseits will er nicht, dass Digitalplattformen mit seinen Daten Profit machen. Er wolle in seiner Freizeit weder Algorithmen trainieren noch von Algorithmen trainiert werden. Gleichzeitig weist Max auch auf den zusätzlichen Umweltschaden hin, den Smartphones und Social Media verursachen. Seine Kritik bezieht sich auf den hohen Stromverbrauch und die Verschwendung von Rohstoffen.
Deutschlandweite Sorge vor Umweltzerstörung durch Rechenzentren
Max kritisiert zum Beispiel den Abbau von Lithium und seltenen Erden, die man für die Herstellung von Smartphones braucht. Deutschlandweit sind über 50 Prozent der Menschen zudem besorgt, dass der Verbrauch von Rechenzentren ihre Wasserversorgung oder die umliegenden Ökosysteme beeinträchtigen könnte. Das hat eine Umfrage ergeben, an der auch die NGO AlgorithmWatch mitgearbeitet hat. Eine Organisation, die sich für Gerechtigkeit, Demokratie und Nachhaltigkeit in der digitalen Welt einsetzt. Julian Bothe von AlgorithmWatch verweist auch auf aktuelle Daten: „Die internationale Energie-Agentur schätzt, dass Rechenzentren bereits jetzt so viel Strom verbrauchen, wie es fast der gesamte Stromverbrauch Deutschlands ist.“
Dauernd am Handy: Macht Social Media uns krank?Darüber diskutieren am Mittwochabend um 20:15 Uhr in der „Münchner Runde“ im BR Fernsehen und live bei BR24: die Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Karin Prien (CDU), der bayerische Digitalminister, Fabian Mehring (Freie Wähler), Barbara Studer, Neurowissenschaftlerin, Universität Bern, der stellvertretende Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Ayush Yadav, sowie die Journalistin und Creatorin, Alexandra Stanić.
Was Rechenzentren und KI mit Social Media zu tun haben
Verbraucherzentralen und NGOs schätzen, dass Social Media mittlerweile für 2 bis 4 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich ist. Auch, weil Meta, TikTok und andere Digitalplattformen laut Bothe aktuell mit KI-Anwendungen arbeiten würden, um die Algorithmen zu optimieren. KI aber benötige große Rechenzentren, die CO2 ausstoßen und Wasser verbrauchen. Dennoch mahnt Julian Bothe, das Thema nicht nur auf individueller Ebene zu verhandeln. Es sei auch ein strukturelles Problem, kritisiert der Experte.
Rechenzentren mit nachhaltigem Strom betreiben?
Julian Bothe fordert von der Politik, in Zukunft zu kontrollieren, dass neue Rechenzentren mit nachhaltigem Strom betrieben werden. Sonst würden neue Umweltschäden und ein noch größerer CO2-Verbrauch drohen. Bothe verweist auch auf den Freistaat: „Auch in Bayern werden KI-Rechenzentren gebaut, was ein Problem sein könnte, weil in Bayern die Verfügbarkeit für Erneuerbare Energien nur begrenzt ist.“
Was ein Instagram-Reel verbraucht
Zur Veranschaulichung: Ein 12-sekündiges Video auf Instagram zu schauen, schätzen Experten, kann aktuell bis zu 12 Gramm CO2 verbrauchen. So viel wie einen Laptop eine Stunde laufen zu lassen, oder drei DIN-A4-Blätter zu drucken. Konservativere Schätzungen geben an, dass eine Minute TikTok zwei bis drei Gramm CO2 verbraucht. Max, der Münchner Smartphone-Verweigerer, resümiert: „Dementsprechend versuche ich mich einfach möglichst weit davon fernzuhalten.“ Mit seinem Retro-Klapphandy spart Max zudem nicht nur CO2, sondern auch Geld. Er hat es gebraucht gekauft – für 20 Euro.

