Christina hat es geschafft. Seit Dezember 2024 ist sie Notarin mit eigenem Notarsitz in Altdorf – der Weg dahin hat mehr als zehn Jahre gedauert. Gemeinsam mit einer Kollegin führt sie eine Sozietät – sie teilen sich die Mandanten und die Verantwortung für das Team.
Die Rolle der Chefin – von Anfang an
Christinas Job verlangt Fachwissen, Gelassenheit und Offenheit. Von Beginn an trägt sie Verantwortung für fachliche Entscheidungen, wirtschaftliche Risiken und Personalführung. „Es erschlägt einen am Anfang – fachlich wie organisatorisch. Aber man wächst hinein“, sagt Christina. Der Sprung ins kalte Wasser gehört dazu – ebenso die schlaflosen Nächte in der Anfangszeit. Das Jurastudium habe sie auf diese Rolle kaum vorbereitet: „Auf der einen Seite ist es schon sehr cool, gleich Chef zu sein. Auf der anderen Seite bringt das viele Aufgaben und Herausforderungen mit sich.“
Christina weiß, dass jeder Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben kann: „Ich hafte für alles, was ich tue, (…) mit meinem ganzen Vermögen.“ Die Haftungsfragen sind in § 19 der Bundesnotarordnung (BNotO) (externer Link) geregelt. Um Schäden abdecken zu können, sind Notare gesetzlich verpflichtet, eine Berufshaftpflichtversicherung mit einer Mindestdeckungssumme von 500.000 Euro abzuschließen. Reicht die Versicherungssumme nicht, geht es ans Privatvermögen.
Was macht eine Notarin eigentlich?
Die Bandbreite von Christinas Aufgaben ist groß: Vorsorgevollmachten, Gesellschaftsgründungen, Erbschaften – hinter jedem Mandat steckt eine persönliche Geschichte. Besonders bei sensiblen Themen wie der Vorsorgevollmacht braucht es Vertrauen. Denn wer so eine Vollmacht erhält, kann über Konten oder Eigentum verfügen. Für Mandanten bedeutet eine Beratung durch einen Notar hohe Sicherheit.
Notarin – ein Beruf nah am Leben der Menschen
Für Laien mögen die Aufgaben trocken und bürokratisch wirken. Doch der Beruf ist mehr als nur Aktenwälzen: „Mich begeistert vor allem an meinem Job, dass er so abwechslungsreich ist, weil er so viel Facetten hat. (…) Es gibt sehr viele Lebenssituationen, bei denen ich die Mandanten begleite“, sagt Christina.
Der lange Weg ins Notariat – Studium, Referendariat, Assessorat
Christina studierte von 2013 bis 2019 Jura an der FAU Erlangen-Nürnberg. Danach folgte das Referendariat von 2019 bis 2021. Anschließend absolvierte sie den dreijährigen Anwärterdienst als Notarassessorin. Nach erfolgreichem Abschluss ernannte sie die Landesjustizbehörde zur Notarin. Ende 2024 startete sie mit eigenem Notarsitz.
Bundesweit gibt es nur 1.700 hauptberufliche Notare. Die Zahl der Stellen ist begrenzt, der Zugang entsprechend anspruchsvoll. In der Regel werden nur Juristen mit überdurchschnittlichen Noten – einem Prädikatsexamen – für den Notardienst in Betracht gezogen.
Viele halten den Weg zum Notarberuf für unerreichbar
Dass Christina einmal Notarin würde, war nicht selbstverständlich. Schon im ersten Semester hieß es: „Von euch wird niemand Notar, da braucht ihr euch nicht drauf einstellen“, hieß es damals in der Fachschaft. Christina fand diese Aussage schwierig – und ließ sich nicht entmutigen: „Ich war auch nicht von Anfang an und überall der Überflieger (…). Aber jetzt sitze ich hier und bin das beste Gegenbeispiel.“

