Wie schwierig eine Route ist, wird in den Bergen häufig mit dem Farbsystem angegeben, das von Skipisten bekannt ist: Leichte Wege sind blau, mittelschwere sind rot, schwierige Anstiege schwarz eingezeichnet. Die jeweilige Farbe ist in der Regel auf den gelben Schildern zu sehen, die auf Tour den Weg weisen.
Der Anstieg zur Brecherspitze im Mangfallgebirge ist mit einem roten Punkt versehen, das bedeutet: mittelschwer. Was das genau bedeutet, weiß Kilian Roach von der Bergwacht Schliersee: „Gute Kondition ist Voraussetzung für eine rote Tour. Bei diesem Berg kommt nach dem sicheren Aufstieg über Forststraße und Almwiesen erst am Ende der schmale Grat, auf dem man trittsicher unterwegs sein muss.“ Und gerade dort, am schwierigsten Teil der Tour, lasse dann die Kondition oft nach. Deshalb passieren am Grat vom Vorgipfel der Brecherspitze auf den Hauptgipfel immer wieder Unfälle. Erst im vergangenen Jahr ist dort ein Mann tödlich abgestürzt.
Einsatzzahlen der Bergwacht in den Sommermonaten gestiegen
Der Einstieg zum Grat ist mit einem Schild gekennzeichnet, auf dem steht: „Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“. Eine übliche Umschreibung für Anstiege, auf denen es schonmal zur Sache gehen kann, heißt: kraxeln und sich auch mal mit den Händen festhalten. Es ganz konkret und für jede und jeden zu formulieren, ist quasi unmöglich.
Bergretter Kilian Roach versucht es trotzdem: „Trittsicher am Berg sein bedeutet, dass man ohne zu stolpern über einen schmalen Pfad gehen kann – und notfalls auch ausweichen kann“. Alpine Erfahrung heißt, schon öfter am Berg unterwegs gewesen zu sein. Und sich selbst einschätzen zu können, was man sich zutraut oder auch nicht. Denn ausgesetzte Pfade sind tückisch, trotz Stahlseil. An einem sonnigen Tag, wenn es trocken ist, einfach zu begehen, werden sie bei Nässe oder Schnee schnell lebensgefährlich. „Einmal nicht achtsam, woanders hingeschaut, gestolpert – und dann war es das teilweise schon“, erklärt Kilian Roach. Glücklicherweise seien die meisten dann nur leicht oder gar nicht verletzt.
Sechsstufige Wanderskala in der Schweiz
Eine feinere Skalierung für die Schwierigkeit für Wege bietet zum Beispiel die Wanderskala des Schweizer Alpenclubs SAC. Sie reicht von T1 (am leichtesten) bis zu T6 (am schwierigsten), wobei T für „Trekking“ steht. Die Skala wurde 2002 eingeführt, weil die alte, dreistufige Einteilung als zu ungenau beurteilt wurde. Tourenportale wie alpenvereinaktiv.com weisen zum Teil auch Wege außerhalb der Schweiz nach der SAC-Wanderskala aus. Klassische Wanderkarten auf Papier sind da klar im Nachteil, was Schwierigkeitseinteilungen betrifft. Offizielle Wanderwege sind beispielsweise in den Alpenvereinskarten als durchgehend rote Linien eingezeichnet. Sie sind für durchschnittlich erfahrene Wanderer in der Regel gut machbar. Gepunktete Anstiege, egal ob rot oder grau, sind deutlich schwieriger. Sie können entweder ausgesetzt und alpin sein oder alt und verfallen. Bei beidem muss man wissen, was man tut. Tourenplanung mit Google Maps ist dagegen so ziemlich die schlechteste Idee, das musste kürzlich ein Mann am Untersberg in den Berchtesgadener Alpen erfahren.
Zu Hause gut planen, rechtzeitig umkehren
Weil das aber offenbar immer mehr Menschen nicht wissen, sind die Einsatzzahlen der Bergwacht Bayern in den vergangenen zehn Jahren während der Sommermonate deutlich angestiegen. Bei schönem Wetter sind immer mehr Menschen unterwegs, da erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Notfälle, so Roland Ampenberger von der Bergwacht Bayern.
Deshalb rät die Bergwacht Bayern, eine Bergtour immer gut im Voraus zu planen. Am Tag der Tour dann schauen, wie es einem geht, und ob man sich die geplante Tour wirklich zutraut. Für die Tour dann Brotzeit und, vor allem im Sommer, genügend Getränke in den Rucksack packen. Und mit am wichtigsten: rechtzeitig umkehren.