Bisher beschränkte sich die Angst vor Spinnen hierzulande bei den meisten Menschen auf ein massives Ekelgefühl. Denn gefährlich sind hiesige Spinnenarten nicht. Allerdings breiten sich manche – auch giftige – Spinnenarten in anderen Ländern immer weiter aus, zum Beispiel die Braune Violinspinne (Loxosceles rufescens).
Todesfall durch die Violinspinne in Italien
In die Schlagzeilen geriet die Giftspinne, weil in der italienischen Stadt Palermo vor einigen Tagen ein 52-jähriger Mann bei der Gartenarbeit von der Braunen Violinspinne gebissen wurde und einige Zeit später an den Folgen verstarb. Da in Bayern die Sommerferien Ende der Woche beginnen: Müssen sich Urlauber Sorgen machen, wenn sie nach Italien reisen? Die Kurzantwortet lautet: Zwar ist die Spinne giftig und kann schwere, gesundheitliche Schäden hervorrufen und sogar lebensgefährlich sein. Bisse sind bislang aber sehr, sehr selten dokumentiert.
Wo lebt die Braune Violinspinne?
Die Braune Violinspinne lebt im gesamten Mittelmeerraum. Wer nach Marokko, Portugal, Italien, Griechenland und Co reist, könnte dem Tier begegnen. Inzwischen ist sie nahezu weltweit verbreitet – zum Beispiel auch in Nordamerika und Südostasien, Madagaskar und auf einigen pazifischen und atlantischen Inseln.
Kommt die Braune Violinspinne in Deutschland vor?
Die Fähigkeit der Violinspinne, sich in vielen Ländern auszubreiten, ist groß. Deswegen ist sie auch schon in den Niederlanden, der Schweiz oder Tschechien gemeldet worden, heimisch ist sie dort aber nicht. Für Deutschland gibt es bisher noch keine Meldungen. Experten gehen momentan davon aus, dass der deutsche Winter den Tieren zu schaffen macht, sodass sie hier bis dato auch nicht heimisch werden können.
Wo hält sich Loxosceles rufescens bevorzugt auf?
Die Braune Violinspinne mag es warm und trocken und fühlt sich deshalb in Häusern wohl, wo sie im Keller, Dachboden oder hinter Möbeln zu finden ist. Dort kann sie einige Monate auch ohne Nahrung und Wasser überleben. Im Freien sucht sie Schutz unter Steinen und lauert dort mit ihren Netzen auf Beute.
Ist die Braune Violinspinne gefährlich?
Ja, das ist sie. Laut der Zoologischen Abteilung für Angewandte Zoologie und Naturschutz (ZAP) der Universität der Balearen (UIB) (externer Link), die eine Studie zu der Spinnenart herausgebracht hat, ist Loxosceles rufescens unter den 1.400 Spinnenarten, die auf der Iberischen Halbinsel leben, eine der drei Arten, die komplexe Krankheitsbilder verursachen können. Diese Art verfügt über ein hochwirksames Gift, das das Gewebe rund um die Bissstelle zerstören und zu absterbendem Gewebe (Nekrosen) führen kann. Panik ist jedoch nicht angesagt. Berichte von Bissvorfällen sind bislang nur selten dokumentiert worden, Todesfälle noch viel seltener – zumal die Spinne nicht angriffslustig ist.
Wie sind die Symptome eines Bisses der Violinspinne?
„Der Biss von L. rufescens erfolgt in der Regel innerhalb von Gebäuden (selten im Freien) und bleibt meist unbemerkt oder wird als kleiner oder mäßiger Stich wahrgenommen. In den Fällen, in denen der Stich unbemerkt bleibt, verspürt der Patient erst nach einigen Stunden Schmerzen oder Juckreiz. Von diesem Zeitpunkt an ist die Entwicklung bei den Patienten sehr unterschiedlich: Sie können asymptomatisch bleiben oder eine lokale oder systemische Toxizität [den gesamten Körper betreffend] des Giftes entwickeln“, schreibt die Zoologische Abteilung (ZAP) der Uni der Balearen (übersetzt aus dem Spanischen).
2022 wurde ein Fall auf Mallorca dokumentiert. Das betroffene Mädchen hatte Fieber, Schmerzen im betroffenen Bereich, litt unter Schwitzen, Schwindel und leichter Taubheit der Extremitäten. Der Genesungsprozess dauerte etwa zwei Wochen, und es wurden keine Folgeerscheinungen beobachtet, schreibt das ZAP weiter. In schwer verlaufenden Fällen kann es rund um die Bissstelle zu einer langsam wachsenden Nekrose (Loxoscelismus) von einigen Zentimetern Größe kommen, denn der Spinnenspeichel enthält giftige Enzyme, die das Gewebe abbauen. Die Folge sind schmerzhafte, nur langsam heilende Wunden. Darüber hinaus sind Erkrankungen des Blutes und Nierenversagen möglich. Solche Fälle können lebensgefährlich werden.
Wie sieht die Giftspinne Loxosceles rufescens aus?
Die Violinspinne ist relativ klein. Sie wird nur zwischen sieben und neun Millimetern groß, ist schlank und langbeinig. Loxosceles rufescens hat sechs Augen, die lichtreflektierend sind. Ihr Körper ist gelblich-braun gefärbt und hat ein geigenförmiges Muster. Daher hat sie ihren Namen – ähnlich wie bei der Zeichnung der Nosferatu-Spinne, die ihren Namen von dem Stummfilmklassiker bekommen hat.
Kann man sich vor einem Spinnenbiss schützen?
Wichtig ist es, den „Feind“ zu kennen. Da man nicht verhindern kann, dass giftige Spinnenarten sich verbreiten, sollte man zumindest wissen, dass es sie gibt und wie sie aussehen. Gerade die Braune Violinspinne oder die Nosferatuspinne, deren Biss zwar nicht giftig, aber sehr schmerzhaft sein kann, haben charakteristische Zeichnungen auf dem Rücken. Wenn man Spinnen im Haus begegnet, sollte man sich sicher sein, dass sie harmlos sind, bevor man sie mit bloßen Händen einfängt und nach draußen setzt. Im Zweifel sollte man sich den Rat eines Experten einholen.
Außerdem empfiehlt es sich, Ordnung zu halten. Ein aufwendiges Unterfangen, wenn Dachboden und Keller und Garage in Schuss gehalten werden sollen. Auch sollten alle Ritzen und Fugen gut verschlossen werden, um es auch anderen Insekten zu erschweren, das Haus zu erobern.