Ein neuer Hinweis des Auswärtigen Amtes (AA) für Italien-Urlaubende sorgt derzeit für Schlagzeilen. „Seit Ende Juli 2025 werden aus den Regionen Emilia-Romagna und Veneto über steigende Fallzahlen von Chikungunyafieber berichtet“, heißt es auf der AA-Webseite (externer Link). Die Erkrankung werde „durch den Stich der tagaktiven Mücke Aedes albopictus übertragen“.
Bekannter ist diese Stechmücke als Asiatische Tigermücke, die es vermehrt auch in Süd- und Mitteleuropa gibt. Was müssen Menschen beachten, die einen Italien-Urlaub planen oder gerade zurück sind? Was ist das Chikungunyafieber? Wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Infos.
Was ist das Chikungunyafieber?
Beim Chikungunyafieber handelt es sich um eine Viruserkrankung. Sie wird übertragen durch den Stich der Asiatischen Tigermücke oder der Gelbfiebermücke, wobei letztere in Europa bisher kaum vorkommt. Die Inkubationszeit liegt laut AA-Angaben zwischen zwei und zwölf Tagen. Bei Ausbruch kommt es dann zu starken Gelenkschmerzen an Händen und Füßen, hohem Fieber und Hautausschlag. „Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen, auch Blutergüsse in der Haut, die bei Chikungunyafieber aber harmlos sind.“
Die akute Krankheitsphase dauert demnach sieben bis zehn Tage. Innerhalb dieses Zeitraums kann es auch ein zweites Mal zu hohem Fieber kommen. In der Regel heilt die Erkrankung folgenlos aus, die Genesung kann sich aber einige Wochen oder Monate hinziehen – weiter begleitet von Gelenkschmerzen. Nach der Erkrankung ist man lebenslang immun. Todesfälle sind selten. Ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf haben ältere Menschen mit Vorerkrankungen sowie Kleinkinder unter einem Jahr.
Wie ist die Lage in Italien?
Laut Medienberichten gab es italienweit zuletzt rund 200 offizielle Infektionen mit dem Chikungunyafieber. Betroffen sind oder waren demnach auch deutsche Urlauber. In Italien gab es auch in früheren Jahren schon Ausbrüche von Chikungunyafieber.
„Italien-Urlaubende müssen nicht in Panik verfallen“, betont Prof. Jonas Schmidt-Chanasit. Er arbeitet am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Schmidt-Chanasit sagt auf BR24-Anfrage: „Die Situation in Italien ist aktuell dynamisch. Länger als einen Monat wird der Spuk aber nicht mehr gehen, dann wird es für die Tigermücke zu kalt und die Fallzahlen werden sinken.“
Wie kann man sich schützen?
Das Auswärtige Amt rät in seinem Reisehinweis für Italien: „Schützen Sie sich insbesondere tagsüber konsequent vor Mückenstichen.“ Was damit gemeint ist: langärmelige und helle Kleidung, Mückenschutzmittel mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin, falls nötig ein Insektennetz über dem Bett. Helfen können auch Raumsprays oder Räucherspiralen. Stehendes Wasser sollte man meiden.
Und wenn es einen doch erwischt hat? Spezielle Medikamente gegen das Virus gibt es bisher nicht. Linderung bringen aber fiebersenkende Medikamente sowie Schmerzmittel. Sollten die Gelenkbeschwerden länger anhalten, kann laut Schmidt-Chanasit eine ähnliche Behandlung wie bei Rheuma helfen, zum Beispiel mit Methotrexat.
Der Virologe hat noch einen Hinweis für alle Reiserückkehrer: „Wichtig ist, dass man in den ersten 14 Tagen nach der Rückkehr gut aufpasst, nicht von Stechmücken gestochen zu werden. So verhindert man, dass das Virus auch hierzulande aufgenommen und übertragen wird.“
Wer sollte sich impfen lassen?
Seit diesem Jahr sind in der Europäischen Union zwei Impfstoffe gegen das Chikungunyafieber zugelassen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung etwa „bei Reisen in Gebiete, für die ein aktuelles Chikungunya-Ausbruchsgeschehen bekannt ist“ (externer Link).
Tropenmediziner Schmidt-Chanasit betont allerdings: Stand jetzt sei die Impfung für Menschen vorgesehen, die in besonders betroffene Regionen in Asien oder Südamerika reisen. Und dieses Jahr sei es bei Italien-Reisenden für eine Impfung ohnehin zu spät: „Bis der Impfschutz greifen würde, haben wir Herbst und für dieses Jahr unsere Ruhe vor den Tigermücken.“
Welche Krankheiten überträgt die Asiatische Tigermücke noch?
Insgesamt kann die Asiatische Tigermücke mehr als zwanzig tropische Viren übertragen. Dazu gehören das Dengue-, das Zika- und das West-Nil-Virus. Wer von einer Asiatischen Tigermücke gestochen wird, muss aber nicht zwangsläufig krank werden. Voraussetzung für eine Infektion ist, dass die Tigermücken-Weibchen eines der Viren in sich tragen.
Wie weit ist die Mücke in Deutschland und Bayern verbreitet?
In Bayern ist die Zahl der Infektionen mit dem Chikungunya-Virus zuletzt gestiegen. Bis Mitte August wurden im Freistaat 24 Fälle der tropischen Infektionskrankheit gemeldet. Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich fünf. Aktuelle Zahlen nannte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf BR24-Anfrage zunächst nicht.

