Achtung, explosiv: Lachgas, eine Partydroge, die sich immer weiter verbreitet, stellt für die Recycling-Branche ein zunehmendes Sicherheitsrisiko dar. In München schlägt der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) bereits Alarm. Es gebe eine deutliche Zunahme unsachgemäß entsorgter und nicht vollständig entleerter Lachgasflaschen im Restmüll, heißt es – mit Gefahren für Mitarbeiter und Betriebsanlagen.
Explosionen in Müllverbrennungsanlagen
Die Lachgasbehälter, die meist an Kiosken, Verkaufsautomaten oder online angeboten werden, haben kein Überdruckventil, erklärt eine Sprecherin der AWM, dadurch komme es bei der Verbrennung im Kraftwerk zu unkontrollierten Explosionen. Die Folge: Schäden an Guss-Rost und Müllkessel. Das führt wiederum zu Anlageausfällen. Einzelne Müllkessel müssten deshalb tagelang außer Betrieb genommen werden. Dadurch könne auch die Fernwärme-Versorgung beeinträchtigt werden, da hier häufig die Abwärme aus der Müllverbrennung eingespeist wird.
Täglich bergen die Mitarbeiter der AWM in der Spitze rund 100 Überreste von Gasflaschen aus den Entschlackern des Heizkraftwerk Nord in Unterföhring. Der größte Teil davon stammt nach Betriebsangaben von Lachgasflaschen. „Allein in einem der Blöcke des Heizkraftwerks wurden innerhalb eines Jahres etwa 100 Explosionen im Feuerraum registriert, die zu einem Anlagenstillstand führten“, so Marie Bund, Sprecherin des Abfallwirtschaftsbetriebs München.
Problem eher in Städten
Das Problem macht sich vor allem in Städten bemerkbar. Nicht nur in München wird die unsachgemäße Entsorgung von Lachgasflaschen immer mehr zum Problem. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks erklärten die Nürnberger Abfallwirtschaftsbetriebe: Auch bei ihnen gibt es einen Anstieg der Vorfälle. Diese würden weit über dem langjährigen Durchschnitt liegen.
Bei der Abfallverwertung AVA in Augsburg gab es nach eigenen Angaben bisher zwei kleinere Vorfälle, die keine weiteren Schäden verursachten. In Weilheim setzen die Abfall-Unternehmen auf Vorbehandlung vor der Müllverbrennung. Damit sei das Risiko etwas geringer, heißt es. Und: Bisher sei keine höhere Gefährdung durch falsch entsorgte Lachgasflaschen erkennbar. Das könne sich aber bei steigendem Konsum von Lachgas schnell ändern.
Auch für die Mitarbeiter der Müllabfuhr kann es gefährlich werden: Es gab in Deutschland laut AWM bereits Fälle, bei denen eine Lachgas-Kartusche im Müllauto explodierte.
Korrekte Entsorgung
Um Gefahren zu verhindern, ist eine korrekte Entsorgung wichtig. Leere Lachgasflaschen gehören in die gelbe Wertstofftonne oder den gelben Sack. In München beispielsweise können die Kartuschen auch in Wertstoffhöfen oder Wertstoffinseln kostenlos zurückgegeben werden. Man sollte sich aber vorher informieren: So nimmt beispielsweise der Recyclinghof in Regensburg nach eigenen Angaben keine Lachgasflaschen an.
Nicht entleerte Flaschen gelten als Problemstoff und müssen entsprechend gesondert an einem der „Wertstoffhöfe plus“ gebührenpflichtig entsorgt werden, so der AWM.
Verbot als Lösung?
Die Recycling-Branche drängt jetzt auf ein Verbot von Lachgasflaschen, nach dem Vorbild von Ländern wie Dänemark oder der Schweiz. Dort ist der Besitz und Verkauf von Lachgas verboten. Zudem stufen die Niederlande und Großbritannien Lachgas als Droge ein. Auch Politiker in Deutschland haben die Problematik erkannt: Anfang Juli hat das Bundeskabinett einen Entwurf für ein Lachgas-Verbot auf den Weg gebracht, der Lachgas zumindest für Minderjährige verbietet.