Das West-Nil-Virus wird von Stechmücken übertragen und kann grippeähnliche Symptome – in seltenen Einzelfällen auch eine schwerwiegende Gehirnentzündung – hervorrufen. Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint zu steigen.
Immer mehr Fälle von West-Nil-Fieber in Italien
Beispiel Italien: Hier nimmt die Zahl der Infektionen mit dem West-Nil-Virus weiter zu. Laut dem aktuellen Wochenbericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS vom 30. Juli (externer Link) wurden innerhalb von sieben Tagen 57 neue Fälle registriert. Damit steigt die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen auf 89. Zudem wurden in diesem Jahr bislang zehn Todesfälle (stand 4.8.2025) im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet. Auch geografisch weitet sich die Verbreitung auf bislang weniger betroffene Regionen aus.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Das West-Nil-Virus kommt in wildlebenden Vögeln vor und wird durch den Stich einheimischer Stechmücken der Gattung Culex übertragen, der normalen nördlichen Hausmücke, die überall in Deutschland vorkommt. Die Stechmücken dienen dabei nur als Überträger, da sie das infizierte Blut von Vögeln saugen und von Vogel zu Vogel weiterverbreiten.
Mücken, die sich beim Stich der Vögel infiziert haben, können das Virus auch auf Säugetiere wie Pferde und den Menschen übertragen. Diese sind aber sogenannte Fehlwirte mit nur niedriger Virämie – das heißt, sie haben nur wenig Viren im Blut, sodass sie selbst keine Virusquelle für Mücken sind, so das Robert Koch-Institut (RKI). (externer Link)
Ist Deutschland von dem West-Nil-Virus betroffen?
In einigen Gebieten Ostdeutschlands wird das West-Nil-Virus bereits seit einigen Jahren regelmäßig bei Mücken, Vögeln, Pferden und auch beim Menschen nachgewiesen: „Wir haben dieses Jahr einen Ausbruch, der wieder sehr, sehr stark ist“, erklärt Martin Bär, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit im November 2024.
Je mehr infizierte Vögel gefunden werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch viele Menschen anstecken. Wenn viele Vögel und Pferde betroffen sind, kann man auch mit einer Zunahme der menschlichen Fälle rechnen. In Deutschland werden deshalb verstärkt Blutspenderproben auf das West-Nil-Virus untersucht, um eine Ausbreitung frühzeitig zu erkennen. Dies ist besonders wichtig, weil bei früheren Ausbrüchen Menschen durch Blutprodukte infiziert wurden.
Es wird auch mit einer zunehmenden Zahl an Diagnosen gerechnet, da Ärzte besser sensibilisiert sind für die Infektionszeichen und immer mehr über das Virus bekannt wird. Zudem ist von einer Dunkelziffer auszugehen, da bei den meisten Infizierten die Erkrankung symptomlos verläuft. Eine hohe Bevölkerungsdichte und mehr Mücken könnten langfristig auch zu mehr Fällen führen.
Welche Symptome verursacht das Virus?
Bei den meisten Menschen verläuft eine Infektion ohne Symptome. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, schreibt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). In seltenen Fällen kommt es zu schweren Komplikationen wie Meningitis oder Hirnhautentzündung, die auch zum Tode führen können. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. In der Regel heilt die Infektion aber ohne Komplikationen aus.
Wie wird das West-Nil-Virus behandelt?
Es gibt keine spezifische Behandlung. Die Symptome werden wie bei einer Grippe mit fiebersenkenden Medikamenten behandelt. Bei Reisen in Risikogebiete sollte man auf mögliche Symptome achten und sich vorab über Schutzmaßnahmen informieren. Aktuell gibt es keinen Impfstoff für Menschen gegen das West-Nil-Virus, obwohl die Forschung in diesem Bereich voranschreitet.
West-Nil-Fieber bei Pferden
Bei Pferden verläuft die Infektion meist symptomlos, in seltenen Fällen können aber neurologische Störungen wie Zittern oder Lähmungen auftreten. Es existiert bereits eine Impfung für Pferde, die auch dringend angewendet werden sollte, empfiehlt das Friedrich-Loeffler-Institut.
Im Audio: Das West-Nil-Fieber verbreitet sich auch in Deutschland