Kollagenpräparate gelten als Schönheitsmittel „von innen“. Pulver, Drinks und Kapseln versprechen, Haut, Haare und Gelenke zu stärken. Doch was sagt die Wissenschaft?
Was ist Kollagen?
Kollagen ist ein körpereigenes Strukturprotein und verleiht Haut, Knochen, Knorpel und Bindegewebe Stabilität. Ab etwa 25 Jahren sinkt die körpereigene Produktion – mit Folgen für Hautelastizität und Knorpelaufbau. Kein Wunder, dass Kollagenpulver und sogenannte „Beauty-Drinks“ boomen, um dem entgegenzuwirken.
Die Industrie verarbeitet tierisches Kollagen – meist aus Rind, Schwein oder Fisch – zu hydrolysiertem Kollagen. Dabei wird es in kleinere Peptide zerlegt, um die Aufnahme im Darm zu verbessern.
Ist veganes Kollagen eine Alternative?
Streng genommen existiert kein pflanzliches Kollagen. Produkte, die als „pflanzliches Kollagen“ vermarktet werden, enthalten vorwiegend Aminosäuren und Vitamine, die die körpereigene Bildung unterstützen sollen. Echtes Kollagen enthalten sie jedoch nicht.
Was soll Kollagenpulver bei der Haut bewirken?
Einige kleinere Studien deuten an, dass eine Einnahme von Kollagen über acht bis zwölf Wochen Hautelastizität und Hautfeuchtigkeit leicht verbessern kann. Viele dieser Studien sind jedoch industriefinanziert und weisen methodische Schwächen auf. Unabhängige, groß angelegte Studien fehlen bislang: „Es gibt zwar einige Studien, die eine geringe Verbesserung der Faltentiefe und Hautelastizität durch die Einnahme von Kollagen zeigen, doch ob diese kleinsten Veränderungen mit dem Auge wahrgenommen werden bzw. zu einer ‚jüngeren‘ Ausstrahlung führen, ist äußerst fraglich“, schreibt die Verbraucherzentrale Bayern (externer Link).
Dr. Yael Adler, Hautärztin, sagt im Bayern 1-Interview: „Zauberei ist nicht möglich. Wenn etwas baumelt, wird das dadurch nicht wieder gestrafft.“ Sie stellt jedoch fest, dass vor allem die Hautdurchfeuchtung verbessert werde: „Dadurch hat man dann weniger kleine Knitterfältchen, die durch Trockenheit kommen. Und wir haben auch ein verbessertes Haarwachstum (…).“
Hilft Kollagen gegen Arthrose oder Gelenkschmerzen?
Bei Gelenkbeschwerden oder Arthrose wird die Einnahme von Kollagen ebenfalls diskutiert. Tatsächlich gibt es Studien, in denen Kollagenhydrolysat eine geringfügige Verbesserung bei Knieschmerzen brachte – allerdings überwiegend bei sportlich aktiven Probanden oder in sehr frühen Stadien. Laut Verbraucherzentrale Bayern fehlen jedoch belastbare Belege dafür, dass Kollagenpräparate den Verlauf von Arthrose nachweislich beeinflussen.
Viele Werbeversprechen sind nicht zulässig
Viele Werbeversprechen – etwa zu Faltenminderung oder Anti-Aging – sind rechtlich nicht zulässig, wenn sie gesundheitsbezogene Aussagen statt kosmetischer Effekte darstellen. In einem Fall wurde ein Hersteller abgemahnt, weil das Produkt die „körpereigene Regeneration“ unterstützen sollte, ohne wissenschaftliche Belege dafür vorlegen zu können.
Welche Risiken oder Nebenwirkungen gibt es?
Die meisten Präparate gelten als gut verträglich. Wer jedoch gegen Fisch oder Schwein allergisch ist, sollte die Herkunft beachten. Gelegentlich traten Magen-Darm-Beschwerden oder Hautreaktionen auf – meist in Kombination mit Zusatzstoffen wie Biotin, Zink oder Pfefferextrakt. Für Schwangere oder Menschen mit Vorerkrankungen empfiehlt sich ärztlicher Rat vor der Einnahme.
Richtige Ernährung bringt mehr als Kollagenpulver und -drinks
Kollagenreiche Ernährung ist auch ohne Supplemente möglich. Eiweißquellen wie Fleisch, Fisch, Eier und Hülsenfrüchte liefern die nötigen Aminosäuren. Vitamin C, Zink und Kupfer, enthalten in Paprika, Nüssen oder Vollkorn, unterstützen die Kollagenbildung zusätzlich. Dr. Yael Adler empfiehlt „Omas Knochenbrühe“, die durch stundenlanges Auskochen von Rinderknochen Kollagen und Hyaluronsäure liefert. Ein tägliches Glas, ergänzt um etwas Petersilie (für Vitamin C), kann die entsprechende Bausteinversorgung unterstützen.
Wer das nicht mag, kann auch auf Kollagenpulver oder Kollagenampullen zurückgreifen. Kollagenpräparate seien aber kein Ersatz für gesunde Ernährung oder Bewegung, so Stiftung Warentest (externer Link). Sie hat 2022 für Schönheitsdrinks mit Kollagen und/oder Hyaluronsäure das Urteil „teuer und überflüssig“ gefällt. Wer Kollagenprodukte nimmt, sollte in jedem Fall auf Qualität, Herkunft und Begleitstoffe achten – und keine Wunder erwarten.
Wichtig sind Ernährung und Lebensstil
- Vitamin-C-reiche Ernährung (z. B. Zitrusfrüchte, Paprika) unterstützt die Kollagensynthese.
- Rauchen, UV-Strahlung und Stress beschleunigen den Kollagenabbau.
- Bewegung und Krafttraining regen die Produktion im Körper nachweislich an.