Das diesjährige Oktoberfest startet am 20. September. Während die Vorfreude auf Zelt, Maß und Hendl steigt, gehört auch ein weniger erfreulicher Aspekt für München fest zur Wiesn dazu: das als „Wiesn-Grippe“ bezeichnete Sammelsurium von Atemwegsinfektionen, das nach dem Oktoberfest viele Wiesnbesucher heimsucht. Dazu gehören neben Erkältungskrankheiten – häufig grippale Infekte genannt – auch die echte Grippe (Influenza) sowie SARS-CoV-2. Gegen die echte Grippe sowie gegen Corona sind Impfstoffe verfügbar. Würde es daher etwas bringen, sich jetzt noch vor dem Oktoberfest dagegen impfen zu lassen?
Was bringt eine Impfung gegen die echte Grippe oder Corona?
Grundsätzlich wird empfohlen, dass ältere und chronisch kranke Menschen sich regelmäßig gegen Covid-19 und Influenza impfen lassen – ganz unabhängig vom Oktoberfest. Grund dafür ist, dass mithilfe der Impfungen ein schwerer Krankheitsverlauf verhindert werden soll, der vor allem chronisch kranke und ältere Menschen über 60 Jahren betrifft. Deshalb sollten sich auch Menschen im Umfeld von chronisch kranken Personen sowie im Gesundheitswesen tätige Menschen impfen lassen.
Weder eine Grippeimpfung noch eine Coronaimpfung schützen vollständig vor einer Ansteckung. Allerdings reduziert die Coronaimpfung das Infektionsrisiko um etwa die Hälfte, auch bei Menschen, die weder alt noch chronisch krank sind. Bei Grippeimpfungen schwankt der Infektionsschutz, da sich Grippeviren von Jahr zu Jahr verändern.
Lohnt sich die Impfung noch vor der Wiesn?
Die Schutzwirkung der Impfungen setzt ungefähr nach einer Woche bis zehn Tagen ein. Eine Impfung unmittelbar einen Tag vor dem Wiesnbesuch hat daher keinen Effekt – eine Woche zuvor aber schon.
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Impfung?
Atemwegsinfektionen treten deutlich häufiger in den Wintermonaten auf, weil dann bessere Bedingungen für die Ausbreitung der Erreger herrschen. Wer sich jenseits des Oktoberfests gegen die Grippe oder Covid-19 impfen lassen möchte, sollte dies also saisonal im Herbst tun: Für Covid-19 empfiehlt Christoph Spinner, Leiter der Infektiologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München im BR-Interview 2024, eine Impfung im September oder Oktober. Für Grippeschutzimpfungen hingegen ist der November bis Anfang Dezember ein guter Zeitpunkt, weil die Grippewelle üblicherweise erst im Januar auftritt. Der Impfschutz hält zuverlässig drei bis vier Monate.
Kann man eine Wiesn-Grippe vermeiden?
Jenseits der Schutzimpfungen gegen die echte Grippe oder Covid-19, die das Infektionsrisiko um die Hälfte reduzieren, gibt es nicht viel, was man als Oktoberfestbesucher gegen die Wiesn-Grippe unternehmen kann: „Es gibt keine Zaubertricks für das Immunsystem“, sagt Christoph Spinner. „Besonders bei der vorbeugenden Einnahme von Vitaminen oder anderen Präparaten konnte in randomisierten Studien nie nachgewiesen werden, dass Atemwegsinfektionen entsprechend verringert werden.“ Natürlich bleibt eine letzte Möglichkeit: gar nicht auf das Oktoberfest zu gehen. Genau das ist die Empfehlung für Menschen, die an einer Atemwegsinfektion erkrankt sind: Sie sollten zu Hause bleiben, um nicht selbst auf dem Oktoberfest andere Menschen anzustecken und somit zur Ausbreitung der „Wiesn-Grippe“ beizutragen.