Besonders auf Landstraßen und in Waldgebieten kommen sich Verkehr und Tier ständig schnell in die Quere: Laut dem Deutschen Jagdverband wurden in der Jagdsaison 2023/24 in Bayern rund 57.160 Wildunfälle registriert. Damit verzeichnet der Freistaat die meisten Wildunfälle. Nordrhein-Westfalen folgt mit 32.920, Baden-Württemberg mit 26.780. Gerade während der Zeitumstellung drohen vermehrt Wildunfälle.
Wildunfälle: Zeitumstellung erhöht die Gefahr
Davor warnt auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Bayern. Simon Tangerding, Landesgeschäftsführer, erklärt: „Es verschiebt sich das Wanderungsverhalten der Wildtiere genau in die Zeit des Berufsverkehrs: Wenn wir jetzt mit dem Auto von der Arbeit in der Dämmerung nach Hause fahren, ist das genau auch die Zeit, in der die Wildtiere ihre Äsungsflächen aufsuchen, wo sie dann Futter in der Nacht suchen.“
Auf BR-Anfrage antworten viele Polizeipräsidien in Bayern allerdings, dass die Zahl der Wildunfälle im Jahresverlauf schwanke und nicht zwangsläufig auf die Zeitumstellung zurückzuführen sei. Das Polizeipräsidium Unterfranken schreibt auf BR-Anfrage, dass der Anstieg der Wildunfälle in erster Linie mit der dunklen Jahreszeit zu tun habe und weniger mit der Zeitumstellung an sich. Auch das Polizeipräsidium Oberbayern Süd und Schwaben Nord betont, dass noch weitere Faktoren wie Wildtierdichte, Verkehrsaufkommen, die gefahrenen Geschwindigkeiten und das Verhalten der Wildtiere (zum Beispiel Paarungszeit) in den jeweiligen Jahreszeiten eine entscheidende Rolle für Unfälle spielten.
Richtiges Verhalten: Vorausschauendes und langsames Fahren
Bei einem Unfall kommt es überwiegend zu einem Blechschaden – er kann im schlimmsten Fall aber auch zu einem Personenschaden führen. Das hängt natürlich auch mit der Größe des Tieres zusammen: „Wir müssen in erster Linie natürlich mit Rehwild, Wildschweinen, aber auch Rotwild oder Damwild rechnen“, sagt Landesgeschäftsführer Tangerding. Doch auch kleinere Wildtiere können Unfälle verursachen: „Fuchs, Hase, Marder oder Kaninchen.“ Um Wildunfälle prinzipiell zu vermeiden, sollte man achtsam auf den Straßen – vor allem in der Dämmerung – unterwegs sein.
Auch Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern hat ein paar Tipps: „Vorausschauend fahren, das Tempo anpassen und auch auf die Beschilderungen achten, wenn Wildwechsel an den Straßen angezeigt wird.“ Der ADAC bietet außerdem ein spezielles Fahrsicherheitstraining an, bei dem geübt wird, wie man richtig reagiert, wenn es zum Wildwechsel auf der Straße kommt. Auch die Polizei appelliert an die Fahrerinnen und Fahrer, die Geschwindigkeit und das Bremsverhalten immer an Licht-, Straßen- und Witterungsbedingungen anzupassen.
Was bei einem Wildunfall zu tun ist
Wenn es doch zu einem Unfall kommt, zählt auch hier das richtige Verhalten. Ramona Fehringer vom Bayerischen Jagdverband appelliert an einen verantwortungsvollen Umgang, denn gerade in dieser Situation würden viele Fehler passieren. „Im Grunde genommen verhalte ich mich wie bei jedem Unfall auch: Ich bleibe stehen, schalte meine Warnblinkanlage ein und sichere die Unfallstelle ab.“ Wenn ein Tierkadaver auf der Straße liegt, sollte man den, falls das gefahrlos möglich ist, von der Straße ziehen und umgehend einen Anruf bei der Polizei absetzen und möglichst genau beschreiben, wo der Unfall passiert ist. Wer den Unfall nicht meldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit, schreibt auch die Polizei. „Ich kann nur jedem immer wieder ins Gewissen reden: Man ist verpflichtet – aus Tierschutzgründen – die Polizei anzurufen“, sagt Fehringer. Die Polizei kann dann Jägerinnen und Jäger benachrichtigen, damit diese das Tier, sofern es noch nicht verstorben ist, erlösen können.

